Erinnerung an den Schlangenfund vor einem Jahr Als die Anakonda Meerbusch in Atem hielt

Am Freitag ist es genau ein Jahr her, dass Meerbusch durch den Fund einer Schlange in die Schlagzeilen kam. Die Schlange lebt seit ihrer Rettung im Latumer See in einem Tierpark.

Stolz präsentierten die Feuerwehrleute die Anakonda, nachdem das Tier im Latumer See endlich eingefangen worden war.

Foto: Feuerwehr Meerbusch

Als am 23. August die Nachricht von der Anakonda im Latumer See publik wurde, war die Stadt anschließend wie in einem Ausnahmezustand. Meerbusch, der Latumer See, die Schlange – wir waren fast weltweit in den Medien. Am Tag drauf tummelten sich 30 Teams von Hörfunk- und Fernsehsendern, von Zeitungen und Internetredaktionen am Latumer See und hofften auf einen Blick auf das Tier. Im Laufe der folgenden Tage wurde es immer mal wieder gesichtet, verschwand aber auch genauso, wie es aufgetaucht war.

Bis dann am 29. August Sebastian Schreiner, der Reptilien-Experte der Düsseldorfer Feuerwehr, kam, sich ins Boot setzte, am Ufer guckte – und um 13.34 Uhr wieder zu den wartenden Journalisten kam. Er grinste, öffnete sein blau-weiß kariertes Betttuch und präsentierte ihnen die Schlange. Später erzählte er die Geschichte vom Betttuch (das er sich einfach in der Feuerwache gegriffen hatte, weil kein anderes Behältnis so schnell zur Hand war) und wurde damit fast ebenso berühmt. Meerbusch hatte sein Sommerloch-Thema und war in allen Schlagzeilen. Besseres spontanes Stadtmarketing kann man gar nicht machen.

„Wir waren von der medialen Aufmerksamkeit, die die Schlange im See innerhalb weniger Stunden ausgelöst hat, total geplättet,“ erinnert sich auch Arnd Römmler vom Ordnungsamt. „Der Journalistenandrang war unglaublich. Nach der ersten Sichtung des Tieres meldeten sich Redaktionen aus ganz Deutschland und eine sogar aus Österreich bei uns.“ Dabei lobt er heute noch mal die Zusammenarbeit mit allen beteiligten Einrichtungen, Behörden und Einsatzkräften.

Die Schlange ist etwa
acht bis zehn Jahre alt

Auch der Angelverein Lank habe sich super verhalten. Dort hielten sich die meisten Journalisten und Feuerwehrleute während der Suche auf. Es war übrigens ein Mitglied dieses Vereins, der die Schlange entdeckt hatte: Eugen Janischewski war dann einer der meist-interviewten Menschen in der Woche. Römmler: „Ich denke, wir alle haben in dieser turbulenten Woche viel gelernt – von Fangmethoden, vom Fluchtverhalten von Schlangen bis hin zu den üblen Gerüchen, die ein solches Reptil versprüht, wenn es gefangen und in einen Bettbezug gesteckt wird.“

Die Anakonda lebt nach wie vor im Schlangenhaus des Brüggener Natur- und Tierparks. Dorthin wurde sie gebracht, nachdem sie am Latumer See gefunden worden war und keinem Besitzer zugeordnet werden konnte.

Das Schlangenhaus gibt es seit 2013. Helga und Stephan Kerren sind die Betreiber des Tierparks. Kerren schätzt das Alter der Schlange auf acht bis zehn Jahre. „Sie war gut genährt, als sie bei uns ankam. Entweder hatte der Besitzer sie vorher noch gefüttert oder sie hat etwas am See gefangen“, so Kerren.

Als Goldie, wie sie von TV-Zuschauern getauft wurde, gebracht wurde, musste sie erst einmal eine Zeit in Quarantäne verbringen. „Die Hauptgefahr bei Schlangen ist, dass auch über das Futter Milben mit eingeschleppt werden. Es muss darum nachgewiesen werden, woher das Futter kommt“, erklärt Stephan Kerren. So stand für Goldie als erstes auch eine Untersuchung durch den Tierarzt an. Jetzt lebt Goldie in einem Terrarium und fühlt sich in den 29 Grad dort mit Wasserbecken wohl. Sie ist in dem einen Jahr schon zehn Zentimeter gewachsen. Sie wird alle drei Wochen gefüttert. „Sie könnte aber auch ein halbes Jahr ohne Futter auskommen. In der freien Natur würde sie warten, bis eine Beute vorbeikommt“, beschreibt der Tierparkleiter. In Nordrhein-Westfalen sei es nicht erlaubt, den Schlangen Lebendfutter anzubieten. Darum besteht die Kosten aus Frost-Futter. Wenn es Goldie in ihrer Haut zu eng wird, erkennt man das daran, dass Haut und Augen matt werden. „In dieser Zeit ist Goldie zickig, dann sie sieht auch nicht mehr richtig“, sagt Helga Kerren. Beim Häuten bekommt die Schlange auch eine neue Hornhaut.

Im Herbst soll Goldie in das benachbarte große Gehege umziehen, in dem auch eine weitere Gelbe Anakonda „Anna“ und der Albino-Tigerpython „Blondie“ wohnen. Von keinem Tier ist übrigens das Geschlecht bekannt, da dies eine zusätzliche Untersuchung durch einen spezialisierten Tierarzt erfordern würde. In dem großen Gehege gibt es ein großes Wasserbecken, das von den Tieren gerne genutzt wird.

Kurios war ein Besuch eines jungen Pärchens, die 14 Tage nach dem Einzug von Goldie in den Tierpark kam und zielstrebig zum Schlangenhaus ging. „Es liegt nahe, dass das die ehemaligen Besitzer sein könnten, die sehen wollten, wie es Goldie geht. Danach waren sie auch schnell wieder weg“, erinnern sich Helga und Stephan Kerren, die jetzt zwar Besitzer des Fundtieres sind, Eigentümer ist aber der Rhein-Kreis-Neuss. Für die Haltungskosten im Schlangenhaus müsse allerdings der Brüggener Natur- und Tierpark aufkommen.