Nierst: Mullewapp sucht Räume
Entwurf sieht moderaten Umbau der Alten Schule vor. Die Vereine protestieren.
Nierst. Die negativen Seiten des vielzitierten wirtschaftlichen Aufschwungs bekommt die Stadtverwaltung offenbar gerade zu spüren: Die Sanierung der Schultoiletten in der Realschule, im Mataré- und Meerbusch-Gymnasium soll nach dem aktuellen Ausschreibungsergebnis knapp 900 000 Euro kosten. Kalkuliert waren 390 000 Euro. Kein Rechenfehler, sondern volle Auftragsbücher bei den Unternehmen seien der Grund für die Kostenexplosion, sagt die Verwaltung.
Um die Sanierung mit Mitteln des Konjunkturpakets II doch noch zu realisieren, sollen die Verbesserungen im Kindergarten Mullewapp, in der Brüder-Grimm-, der Erwin-Heerich- und der Theodor-Fliedner-Schule aus der Konjunkturpaket-II-Förderung gestrichen und das Geld in die Toilettensanierung investiert werden. So schlägt es die Verwaltung dem Hauptausschuss am kommenden Donnerstag vor. Die Sanierung in den Grundschulen und der Ausbau des Kindergartens sollen nicht gestrichen, sondern zurückgestellt und aus Haushaltsmitteln finanziert werden.
Als dringend gilt die Vergrößerung des Kindergartens Mullewapp an der Stratumer Straße in Nierst. Zwei Gruppen sind in dem Altbau beengt untergebracht. Durch die Anmietung der darüberliegenden Wohnung sollten sie Luft, Lagerraum und ein Platz für spezielle Förderangebot bekommen. 90 000 Euro hatte die Stadt für die Erweiterung vorgesehen, doch dieser Rahmen war nicht zu halten: Umbauten, Renovierung, Auflagen zum Brand- und Lärmschutz trieben die Kostenkalkulation auf 142 000 Euro. "Nein", sagt Dezernentin Angelika Mielke-Westerlage auf Nachfrage. "Das ist unvertretbar."
Das Raumproblem blieb, Not machte erfinderisch. Verwaltungsspitze, Bürgerverein, Kindergartenleitung und Architektin fanden gemeinsam eine Lösung: Zwei kleinere Bürgerräume und die Küche in der benachbarten Alten Schule werden umgebaut. Die bisherige Küche und ein Teil des ersten Raums werden für den Kindergarten umgestaltet, der den Platz als Bewegungs- und Experimentierraum, mittelfristig vielleicht als Schlafraum für U3-Kinder nutzen könnte. Der verbliebene Bürgerraum ist 93m² groß und hat eine abtrennbare Küche. Die Wand zum Flur wird auf ganzer Breite entfernt. Zum Ausgleich für den Verlust im Erdgeschoss wird den Vereinen zusätzlich ein großer Partyraum im Keller zur Verfügung gestellt. "Der wurde nur selten vermietet", erläutert Mielke-Westerlage den Hintergrund.
Der mit Bürgerverein und Kindergartenleitung ausgearbeitete Kompromiss ist reizvoll: "Wir können die Erweiterung von Mullewapp kurzfristig umsetzen und die Kosten in Höhe von 40 000 Euro aus dem Haushalt finanzieren", sagt Mielke.
Reizvoll - allerdings im negativen Sinn - finden andere den Entwurf. Die Spitze von Kött on Kleen, Adler Nierst, des Pfarrgemeinderats und Pfarrorchesters, der KFD und der Feuerwehr lehnen den Umbau der Alten Schule rigoros und einmütig ab: "Aufgrund eines potentiellen U3-Betreuungsbedarfs im Jahr 20?? sind wir (...) nicht bereit, eine derart einschneidende Entscheidung zum jetzigen Zeitpunkt mitzutragen", teilen sie der Stadt selbstbewusst mit. Der Platz in der Alten Schule reiche schon jetzt nicht aus. "Indiskutabel" sei, dass die sanitären Anlagen nicht mehr direkt erreichbar wären.
Mielke will nun das Gespräch mit den Unterzeichnern suchen: "Ich hoffe, dass wir doch eine Lösung finden."