ÖPNV: Schnelle Entscheidung bringt Geld
Umbau von 55 Bushaltestellen kostet 1,3 Millionen Euro. Der VRR gibt hohe Zuschüsse.
Meerbusch. Als die Anfrage vom Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) kam, ob man sich vorstellen könne, sämtliche Bushaltestellen im Stadtgebiet barrierefrei auszubauen, schlug Meerbusch zu.
"Das Konzept, das wir vorgelegt haben, war offenbar überzeugend. Außer Meerbusch macht das in diesem Ausmaß nur noch Korschenbroich", erklärt Baudezernent Just Gérard mit Blick auf das Kreisgebiet.
Hintergrund: Der Eigenanteil an den insgesamt 1,35 Millionen Euro Investitionskosten fällt für die Stadt moderat aus. 85 Prozent werden vom VRR bezuschusst, für Meerbusch verbleiben lediglich 300 000Euro.
Es besteht für Kommunen eine durch das Behindertengleichstellungsgesetz geregelte rechtliche Verpflichtung, Haltestellen barrierefrei auszubauen - jedoch ohne Fristangabe. "Hätten wir das erst später in Angriff genommen, wäre die Förderung mit hoher Wahrscheinlichkeit geringer ausgefallen", erläutert Gérard.
Da insbesondere in Büderich bereits viele Bushaltestellen in den Jahren 2003/04 sowie die meisten verbliebenen jetzt im Zuge der Sanierung des Ortsdurchgangs L137 modernisiert wurden, wäre Meerbusch auf lange Sicht kaum für eine entsprechende Förderung infrage gekommen, erklärt Tiefbau-Experte Ekkehard Deußen.
Doch beim kürzlich erfolgten Zuständigkeitswechsel für Haltestellen von der Bezirksregierung auf den VRR ist diese Sonderbehandlung wohl - zum Glück für Meerbusch - in Vergessenheit geraten.
Maximal 55 weitere Bushaltestellen sollen nun bis 2012 auf Vordermann gebracht werden. Noch in diesem Jahr würden insgesamt sechs Haltestellen behindertenfreundlich gestaltet, kündigt Gérard an, "wenn es das Wetter denn zulässt".
Der städtische Eigenanteil an den 145 000 Euro für Tiefbauarbeiten, neue Wartehäuschen und externe Planungskosten stehen im Haushalt jedenfalls bereit.
Am Meerbuscher "Umsteige-Bahnhof" Haus Meer wurde gestern Nachmittag der Anfang gemacht. Ob und in welcher Rangfolge die 49weiteren Stationen im Stadtgebiet tatsächlich bis 2012 angepackt werden, muss der Rat entscheiden.
Der barrierefreie Ausbau sieht im wesentlichen eine stufenfreie Erneuerung der eigentlichen Haltestellen-Plattform vor, so dass auch in ihrer Mobilität behinderte Menschen die Haltestelle problemlos erreichen und niveaugleich in einen der modernen Niederflurbusse einsteigen können.
An Sehbehinderte wird ebenfalls gedacht: Durch ein taktiles, unterschiedlich gemustertes Noppenpflaster erfassen sie beim Gehen, dass sie angekommen sind und in welchem Bereich der Haltestelle sie sich befinden.
Neben modernen Wartehäuschen in optisch ansprechendem Meerbusch-Blau wird auch die Beleuchtung auf den neuesten Stand gebracht.
Dass die Stadt so genau weiß, an welcher Haltestelle der Schuh drückt, ist übrigens auf eine Diplomarbeit der Fachhochschule Aachen zurückzuführen.
Die Studenten haben im vergangenen Jahr unter Mithilfe von Ekkehard Deußen eine exakte Bestandsaufnahme barrierefreier Bushaltestellen im Stadtgebiet durchgeführt.