„Ohne das Kanapee wäre Osterath tot“
Seit 35 Jahren gibt es die Mischung aus Café, Bistro und Veranstaltungssaal im Ortskern.
„Wenn es das Kanapee nicht mehr gäbe, wäre das Dorf tot“, sagt Christian Blum selbstbewusst und lachend zugleich. Aber der Chef der Osterather Institution als Kneipe, Café und Bistro betont auch: „Vieles hat sich im Laufe der Zeit ergeben. Eins kam zum anderen, und ich bin mir meiner Riesen-Verantwortung, vor allem für meine Jungs hier, sehr bewusst.“
Hinter diesen Jungs steht sein „kreatives, fleißiges und engagiertes Team“, zu dem auch vier Köche und Susanne Eglinski als Betriebsleiterin und Frau an seiner Seite gehören. Jetzt feiert die Kanapee-Familie 35-jähriges Bestehen und erinnert an den Start am 16. Juni 1982. „Ich bin im August 1984 eingestiegen, als Kellner. Da war ich 16“, erinnert sich Blum.
Seine gesamte Jugend hat er in dem ursprünglich als Café gedachtem Betrieb verbracht, übernahm oft die Vertretung des Chefs und sorgte jeweils montags ab 19 Uhr dafür, dass trotz des Ruhetags etwas los war: „Ich habe den Montagabend geschmissen.“ Seit 1995 hatte er allein das Sagen. Zweimal 60 Quadratmeter auf zwei Etagen umfasste das Kanapee damals. Später wurde das Nachbar-Objekt gepachtet und der gesamte Komplex nach und nach ausgebaut. Auf rund 400 Quadratmetern stehen heute bis zu 120 Sitzplätze zur Verfügung. In dem 2000 angebauten Saal finden diverse Veranstaltungen wie Lesungen oder Theateraufführungen statt. Bekannt aber sind vor allem die Live-Auftritte von Bands mit namhaften Musikern, jungen Newcomern und auch lokale Gruppen. Seit 1995 lockt die Live-Musik zweimal monatlich ein „kunterbuntes Publikum“ an: „So wurde der Ruf weit über Osteraths Grenzen hinaus in die Welt getragen.“ Schließlich ist dort auch die Geburtsstätte der vielfach nachgeahmten „Scheinheiligen Nacht“, jeweils am 23. Dezember.
Aber das Kanapee ist eben auch ein Café und ein Bistro, in dem nicht nur die Gäste vor Ort bedient, sondern auch bis zum großen Festival wie dem Q-Base in Weeze Cateringwünsche erfüllt werden. „Wir können eben mehr als nur ordentlich Schnitzel braten“, sagt Blum. „Vernünftiges Essen ohne Geschmacksverstärker oder Ähnliches“ ist ihm wichtig: „Wir kochen mit dem Gemüse, das in Osterath auf den Feldern wächst.“ Er arbeitet mit den hiesigen Landwirten Hand in Hand und beäugt vom Fahrrad aus auf dem Weg zum Wohnwagen am Rheinufer, was geerntet wird.
Blum weiß, dass er von seinem Team oft viel verlangt. So wird es auch heute sein, wenn ab 15 Uhr bei Kaffee und Kuchen und ab 17 Uhr mit Grill-Würstchen und Steaks vom Haus 35-Jähriges gefeiert wird. Dafür werden zehn Euro als Mindestspende erwartet: „Der Reinerlös geht an ‚Meerbusch hilft‘.“ Musik gibt’s natürlich auch. Das Duo „Delta Mouse“ mit der Sängerin Chris Schmitt und René Pütz, die Band „So what?“ mit „Frauenmusik im Männergewand“ und „Pfund“ als „Einheit von vier Jungs“ sorgen für die legendäre Kanapee-Stimmung.
Und wen würde Christian Blum selbst gern in seiner Kneipe hören? „Die amerikanische Funk-Rock-Soul-Crossover-Band ‚Mother’s Finest‘ und/oder ‚Die Toten Hosen‘ — das wäre die Nummer.“