Osterather Bürger fürchten den Konverter
Empörte Osterather wehren sich gegen gigantische Station am Ingerweg.
Osterath. „Menschenverachtend“ nennt Astrid Linn die Vorstellung, dass 2017 Europas größte Konverterstation vor ihrer Haustür „Am Hagelkreuz“ im Süden von Osterath stehen könnte.
Die Vorstellung, dass eine „Großindustrieanlage“, in der Wechsel- in Gleichstrom umgewandelt werden soll, die Stadt im Grünen entstellen werde, trieb am Dienstagabend mehr als 300 beunruhigte Bürger in den Osterather Hof.
Die Zeit für die Gegner der Konverteranlage drängt. Die Frist für einen Einwand an die Bundesnetzagentur endet am 2. November.
Dicht gedrängt machten einige Anwohner in teils hitziger Stimmung ihrem Unmut Luft oder äußerten ihre Zukunftsängste, etwa aufgrund fallender Immobilienpreise. Peter Ascher verwies neben den Belästigungen durch Schall- und Ölemissionen auf die Sicherheitsgefahren: Sowohl Brandschutz als auch Terrorgefahr ließen Meerbusch zu einem Hochsicherheitsgebiet ähnlich einem Atomkraftwerk werden.
Schreckensnachrichten eines Gebäudes von 30 Metern Höhe und einer Größe von 100 000 Quadratmetern dementierte der Amprion-Unternehmenssprecher Marian Rappl: Das benötigte Grundstück müsse etwa 100 000 Quadratmeter groß sein, der Bau selbst werde rund 20 000 Quadratmeter groß und nicht höher als 20 Meter.
Im Zuge der Energiewende ist die Konverterstation auf der Nord-Süd-„Stromautobahn“ von den Windparks an der Nordsee nach Philippsburg in Baden-Württemberg geplant. Kritiker vermuten, vom Standort Osterath könne auch Strom aus dem rheinischen Braunkohlerevier in den Süden geleitet werden.
Das bestätigt Amprion: Erneuerbare Energien hätten zwar Einspeisevorrang, aber aus Gründen der Versorgungssicherheit werde auch Strom aus konventionellen Kraftwerken eingespeist.
Zahlreiche Bürger zeigten sich fassungslos darüber, dass ein mit 390 Millionen Euro kalkuliertes Großprojekt praktisch stillschweigend vor ihrer Haustür geplant werde. Stellvertretend für viele Anwesende kritisierte Mitorganisator Karsten Weigmann die Informationspolitik der Stadt Meerbusch scharf und forderte sie auf, finanzielle Mittel in sechsstelliger Höhe bereitzustellen, um Fachanwälte zu Rate ziehen zu können.
Bürgermeister Dieter Spindler unterstrich, dass sich die Stadt bereits im Juli kritisch zu den Plänen geäußert habe und Amprion zu einer Stellungnahme hinsichtlich der Konverteranlage aufgefordert habe. Bislang gebe es allerdings keine Antwort. Zudem betonte Spindler beschwichtigend, dass die Stadt Meerbusch fristgerecht ihre Einwände formulieren werde.
Einziger Hoffnungsschimmer, der noch einen Bau des Konverters verhindern könne, ist laut Moderatorin Astrid Linn: Massenweise individuell verfasste Einwandschreiben, in denen jeder Bewohner seine Ängste und Bedenken schildern solle. Gerne unterstütze man Interessenten dabei, betonte Linn.