Pflegehilfe betreut keine Patienten mehr
Wegen Personalmangels wird der Mobile Hilfsdienst Meerbusch keine Menschen mehr medizinisch versorgen. Einer Kündigung der Pflegekassen kam der eingetragene Verein mit einer Vertragsrücknahme zuvor.
Es geht um nicht weniger als um das Wohlergehen pflegebedürftiger Menschen — die regelmäßige Verabreichung vom Arzt verschriebener Medikamente, das Versorgen von Wunden, das Wechseln von Verbänden, Körperpflege, Ernährung, die Förderung von Mobilität, Eigenständigkeit und Kommunikation. Kurz: die Sicherstellung eines würdevollen und schmerzfreien Lebens, auch in der Krankheit. Der Mobile Hilfsdienst Meerbusch (MHM) kann diese Leistungen, die im Sozialgesetzbuch (SGB) geregelt sind, nicht mehr erbringen.
Wegen akuten Personalmangels hat MHM-Vorstand Cord Wellhausen die mit den Pflegekassen abgeschlossenen Pflegeverträge zum 31. Dezember zurückgezogen. Eine Sprecherin der Knappschaft, die für den Bereich Meerbusch die Arbeit der Pflegekassen koordiniert, betont allerdings, dass die Kassen die Pflegeverträge wegen mangelnder Sicherstellung der Patientenversorgung ihrerseits zum Ende des Jahres gekündigt hätten. „Die Schreiben lagen bereits unterschriftsreif auf dem Tisch, die Rückgabe der Verträge durch den Mobilen Hilfsdienst Meerbusch kam der Kündigung nur zuvor“, heißt es. Möglicherweise werde diese aber trotzdem noch ergehen.
Anlass für das Aufsetzen der Kündigungsschreiben war für die Pflegekassen eine Überprüfung des Meerbuscher Pflegedienstes durch den Medizinischen Dienst der Krankenversicherungen (MDK) im November. Der MDK berät die gesetzlichen Kranken- und Pflegekassen in Fragen der allgemeinen medizinischen und pflegerischen Versorgung. Die Gutachter kontrollieren Pflegeheime und Pflegedienste im Auftrag der Kassen turnusgemäß einmal im Jahr, aber auch im Einzelfall, also zum Beispiel dann, wenn es Beschwerden von Patienten oder Angehörigen gibt. Im Fall des MHM, heißt es beim Medizinischen Dienst, sei die Prüfung eine anlassbezogene aufgrund von Klagen über gravierende Pflege- und Versorgungsmängel gewesen.
Dass sein Pflegedienst in den vergangenen Wochen der Versorgung der Patienten nicht mehr vernünftig nachkommen konnte, bestätigt auch Cord Wellhausen gestern auf Anfrage. „Deshalb habe ich die Reißleine gezogen, bin meiner Meldepflicht nachgekommen und habe die Pflegeverträge zurückgegeben“, sagt er. Den akuten Personalmangel beim im Jahre 1982 als eingetragener Verein gegründeten MHM erklärt der Chef mit Versäumnissen in der zuständigen Pflegedienstleitung: „Es gab Personal- und daraus resultierend Terminprobleme. Erst hat man versucht, die Löcher zu flicken, dann kamen Krankheit und Urlaubszeit hinzu — bis es nicht mehr ging.“
Von der Pflegedienstleitung, sagt Wellhausen, habe er sich mittlerweile getrennt. Fast alle Patienten des MHM — vor einem Jahr noch ungefähr 80 — wurden mittlerweile auf umliegende Pflegedienste verteilt. „In den letzten Tagen machen wir nichts anderes, als die Übergaben zu organisieren“, sagt Wellhausen. Einfache Betreuungsdienste, die nichts mit medizinischer Versorgung zu tun haben, darf der MHM nach wir vor anbieten. Derzeit wird nach neuen Mitarbeitern gesucht. „Es ist grundsätzlich schwierig, qualifiziertes Pflegepersonal zu finden“, sagt Cord Wellhausen. „Aber unser Ziel ist ein kompletter Neustart im kommenden Jahr.“ In jedem Fall braucht es dafür neue Pflegeverträge mit den Kassen. „Die können natürlich beantragt werden“, heißt es bei der Knappschaft. „Das wird dann geprüft.“