Polen-Reise mit gemischten Gefühlen
Polen war in diesem Jahr das Ziel der Begegnungsfahrt für 41 Meerbuscher.
Lank. „Polen, einmal anders.“ Unter diesem Motto stand die 14. Reise des Heimatkreises Lank in die östlichen Nachbarländer, die lange hinter dem Eisernen Vorhang verschwunden waren. Unter der Leitung des Vorsitzenden Franz-Josef Radmacher besuchte die 41-köpfige Gruppe nicht nur Höhepunkte wie Warschau, Breslau und Danzig mit ihren wiederaufgebauten Altstädten, sondern auch gezielt Orte, die unbekannter, aber dennoch reizvoll sind — und eine lange geschichtliche Verbundenheit mit Deutschland haben.
Etliche Reiseteilnehmer stammten selbst aus Schlesien, Pommern oder Ostpreußen und fuhren nun durch Orte, aus denen sie und ihre Vorfahren vertrieben wurden. So wurde die Tour zu einer Reise mit gemischten Gefühlen — auch weil viele Städte eine starke jüdische Tradition hatten, die die Deutschen einst auslöschten.
Spannend waren die Eindrücke in Lodz, dem polnischen Manchester, das im 19. Jahrhundert durch die Textilindustrie einen großen Aufschwung erlebte. Industrielle wie Karl Scheibler aus Monschau, Henryk Grohman oder der jüdische Unternehmer Israel Poznanski hatten 10 000 Webstühle in Betrieb, bauten Krankenhäuser, Wohnsiedlungen und Eisenbahnen. Heute sind die Fabrikgebäude als Lofts und große Shoppingcenter ansprechend saniert und belebt.
Mit dem Ghetto Litzmannstadt hat Lodz aber auch ein dunkles Kapitel in der Geschichte: 30 Prozent der Bevölkerung war vor der Nazi-Besetzung jüdisch, kaum einer überlebte. Auch die dorthin Deportierten wie die Meerbuscher Familie Mayer wurden ermordet. Nur Sohn Alfred überlebte das Grauen. In der KZ-Gedenkstätte Treblinka legten die Meerbuscher Blumen nieder, ebenso auf dem deutschen Soldatenfriedhof bei Pulawy. Über den deutschen Widerstand gegen Hitler informierte sich die Gruppe auf Gut Kreisau, wo sich die Opposition unter Führung von Helmuth James Graf von Moltke getroffen hatte.
Nach der Wende kamen dort 1989 der polnische Ministerpräsident Tadeusz Mazowiecki und der deutsche Bundeskanzler Helmut Kohl zu einer Versöhnungsmesse zusammen. Inzwischen ist dort eine Jugendbegegnungsstätte geschaffen worden.
Heute ist Polen ein pulsierendes Land. „Hier ist alles besser geworden, seit es mit Europa angelaufen ist“, erzählte Adolf Symeczki. Der in Rezsel in Masuren geborene 82-Jährige kommt seit Jahren in seine Heimatstadt zurück und knüpft Verbindungen. Zwar sei die wirtschaftliche Lage in dem kleinen Ort noch schwierig und viele würden ihr Geld im Westen verdienen, „doch die Polen verstehen es, zu feiern, und ihr Zusammengehörigkeitsgefühl ist groß“. Er beobachte aber auch, wie „Abenteurer aus dem Westen“ große Flächen, die preiswert angeboten werden, erwerben und bewirtschaften. „Die kommen einmal im Monat mit dem Hubschrauber angeflogen und gucken, ob alles läuft.“
Hubschrauber sahen die Meerbuscher zwar nicht, aber auf von der EU sanierten Straßen viele Autos und große Werbeplakate am Straßenrand. Großmärkte und separate Alkoholläden sind fast rund um die Uhr geöffnet — sogar sonntags.
Ein besonderer Höhepunkt der Reise waren jedoch zwei protestantische Kirchen, die zum Unesco-Weltkulturerbe gehören: die aus dem 17. Jahrhundert stammenden Friedenskirchen von Jauer und Schweidnitz — von außen wie eine Scheune gebaut, damit sie nicht auffielen, von innen von barocker Pracht.