Politik will keine Überlandleitung
Von Osterath bis Rommerskirchen soll die oberirdische Höchstspannungsleitung verlaufen, die die Firma Amprion plant.
Die Politik ist sich einig. Was in Bayern geht, das muss auch in Meerbusch möglich sein. Gemeint ist die unterirdische Verlegung von Stromleitungen anstelle einer überirdischen Leitung über Strommasten. Hintergrund: Die Dortmunder Firma Amprion plant den Neubau einer Höchstspannungsleitung von Osterath über Gohrpunkt bis Rommerskirchen. Nach derzeitigem Stand soll diese Leitung auf der kompletten Strecke überirdisch verlaufen. In seiner Sitzung am Dienstag, 12. Januar, will der Ausschuss für Planung und Liegenschaften nun eine Stellungnahme zu diesem Vorhaben beschließen.
Das an die Bezirksregierung Düsseldorf gerichtete Schreiben enthält zwei zentrale Empfehlungen seitens des Stadtrats. Erstens regt die Politik die erneute Prüfung einer möglichen Erdverkabelung anstelle einer Leitung über Strommasten an. Darüber hinaus sollen — im Falle einer überirdischen Stromleitung — die Strommasten in einem möglichst strukturierten Bild angeordnet sein.
Verfasst hat die Stellungnahme Michael Assenmacher, Technischer Beigeordneter der Stadt Meerbusch. Er stellt klar: „Wir wollen, dass die Leitung unterirdisch verläuft.“ Kern-Argument sei, das Landschaftsbild zu schützen. „In Süddeutschland hat man das geschafft, wieso sollte das nicht auch hier gehen?“ Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer hatte vor Wochen mit Erfolg darauf gedrängt, dass zumindest die geplanten Gleichstromtrassen Südost und Südlink in siedlungsnahen Abschnitten unterirdisch verlaufen. Sollte es dennoch zur Verlegung der Leitung über Strommasten kommen, sollen diese nach Assenmacher zumindest in einer geregelten Anordnung positioniert werden, um ein einheitliches Landschaftsbild zu schaffen.
Michael Assenmacher, Technischer Beigeordneter der Stadt
Auch Jürgen Peters, Ratsmitglied der Grünen, sieht im süddeutschen Freistaat ein mögliches Beispiel für die Vorgänge in und um Meerbusch. „Wenn man das dort hinbekommt, sollten wir das auch schaffen“, so Peters. Für ihn geht die Stellungnahme zum Stromleitungsneubau nicht weit genug. „Wir sollten eine klare Forderung stellen.“
Als klarer Befürworter einer Erdverkabelung positioniert sich auch die CDU. Ausschussvorsitzender Werner Damblon: „Wir stehen selbstverständlich hinter der geplanten Stellungnahme.“ Zumindest in der Nähe der Wohngebiete sei eine unterirdische Leitung vernünftig. „Unter der Erde stört die Leitung ganz einfach weniger“, so Damblon.
Nicole Niederdellmann-Siemes (SPD), stellvertretende Ausschussvorsitzende, sieht in der Erdverkabelung ebenfalls die beste Lösung. „Gerade in Osterath sollte das Landschaftsbild nicht weiter verschandelt werden“, sagt sie. Der Versuch, noch einmal über mögliche Alternativen zur Freileitung zu sprechen, solle in jedem Fall gestartet werden.
Gegen eine Verlegung einer unterirdischen Leitung führt Amprion selbst zwei Argumente an. Die Verlegung von Erdkabeln ist derzeit noch ein Pilotprojekt. Für die Strecke zwischen Osterath und Rommerskirchen sei ein solches aber gesetzlich nicht vorgesehen. „Zweitens ist die Erdkabelverlegung ein größerer Eingriff in die Umwelt als die Verlegung einer neuen Leitung“, so Sprecherin Joëlle Bouillon. Amprion plant, die neuen Leitungen über bereits bestehende Masten zu führen. Dies sei ressourcenschonender als die Verlegung von Erdkabeln.
Das Planfeststellungsverfahren ist bereits gelaufen. Die Bezirksregierung muss nach dem voraussichtlichen Eingang der Stellungname in den kommenden Monaten entscheiden, ob sie die Empfehlungen aus Meerbusch berücksichtigt.