Silvester 2051 in der Lagunenstadt

Die Bürger und zahllose Touristen rutschen heute in der Lagunenstadt Meerbusch unter Palmen ins Neue Jahr. Wir erinnern daran, wie 2015 alles begann.

Foto: Alltours/Röse/Royal Caribean

Heute Abend wird die kilometerlange Uferpromenade der Lagunenstadt Meerbusch wieder zu einem Anziehungspunkt für rund zwei Millionen Touristen aus aller Welt. Zahlreiche Kreuzfahrtschiffe werden auf dem Rhein Anker legen, um ihren Passagieren zum Jahreswechsel etwas Besonderes zu bieten. Dass Meerbusch zu einem touristischen Hotspot wurde, dass die berühmte Stadt im Blauen für ihren erlesenen Reiswein weltweit bekannt ist — letzten Endes basieren diese jedem Schulkind bekannten Fakten auf einem Fehler aus dem Jahr 2015.

Damals stellte die Bezirksregierung Düsseldorf einen neuen Regionalplan auf. Wo sollen neue Wohngebiete ausgewiesen werden, wo Gewerbegebiete — das waren die Themen, mit denen sich der Meerbuscher Stadtrat befasste. Allerdings enthielt der Entwurf einen gravierenden Fehler: Die Ilvericher Altrheinschlinge wurde als Überschwemmungsbereich gekennzeichnet. Im Falle eines Jahrhunderthochwassers sollte das großflächige Areal von Büderich über Strümp bis Ilverich die Wassermassen aufnehmen.

Die Stadt Meerbusch warnte im März 2015 vor diesem Plan und forderte, die Flächen ersatzlos zurückzunehmen. Denn erstens habe Meerbusch gerade erst einen Deich gegen das Hochwasser gebaut, und zweitens liege in dem Bereich ja neben dem Klärwerk Ilverich auch der A 44-Tunnel. Dessen Überflutung dürfe wohl kaum im regionalen Interesse liegen, argumentierte die damalige Bürgermeisterin Angelika Mielke-Westerlage. Bevor die Bezirksregierung ihre Pläne änderte, brach 2016 das Jahrhunderthochwasser über die Stadt herein. Weite Teile des Stadtgebiets wurden überflutet und Meerbusch, wegen des torfigen Untergrunds, dauerhaft zur Lagunenstadt. Nach dem bereits ungewöhnlich milden Winter 2015 — selbst an Weihnachten zeigte das Thermometer 16 Grad Celsius — kehrte Väterchen Frost nie mehr in die „Stadt im Blauen“ zurück. Im Gegenteil: Bei 24 Grad Celsius schenkte der Wirt der Winterwelt im Jahr 2016 unter Palmen am flugs angeschütteten weißsandigen Rheinstrand Caipirinhas aus.

Die ersten Gondolieri nahmen 2017 ihre Arbeit auf, um die nach Meerbusch strömenden Touristenmassen trockenen Fußes durch die Lagune zu führen. Dabei kam ihr auf Einheimische wunderlich wirkender Gesang von Liedern auf Börker Platt insbesondere bei Touristinnen aus Ostasien sehr gut an. Der Rat der Stadt entschied, die Millionenzahlungen aus dem „Entschädigungsfonds Jahrhunderthochwasser“ in den Bau einer kilometerlangen Strandpromenade zu investieren und die Flughafenbrücke einige Kilometer flussabwärts zu verschieben. Die Einnahmen aus dem Tourismus ermöglichten es, der Nachbarstadt Krefeld den Stadtteil Gellep abzukaufen, das Hafenbecken zuzubetonieren und die Debatte um eine Südanbindung durch Meerbusch ein für alle Mal zu beenden.

Der 41 Jahre alten Partnerschaft mit der Stadt Shijonawate ist es zu verdanken, dass Meerbusch auch zum größten Reisproduzenten Europas aufstieg; der hier gekelterte, in der Farbe jugendliche Reiswein ist in der Nase vielschichtig und am Gaumen mächtig. Der Meerbuscher Reissekt nicht minder! Millionen werden ihn heute Abend zum Jahreswechsel genießen. Prosit!