Politiker liefern sich Schlagabtausch

Bei einer von Schülern moderierten Diskussionsrunde im Meerbusch-Gymnasium ging es unter anderem um den Nahverkehr, das Wahlalter und die Legalisierung von Cannabis.

Foto: Ulli Dackweiler

„Muss Politik langweilig sein?“ Das fragten die Veranstalter einer Diskussion mit den Landtagskandidaten am Montag im Meerbusch-Gymnasium — und lieferten gleich den Beweis ab, dass sie es nicht sein muss. Die Jugendlichen Lysann Niermann, Antonius Bodenmüller und Morice-Constantin Ippers begrüßten Lutz Lienenkämper (CDU), Nicole Niederdellmann-Siemes (SPD), Oliver Keymis (Bündnis 90/Die Grünen), Simon Kell (FDP), Markus Wetzler (Die Piraten) und Kirsten Eickler (Die Linke) zur Talkshow auf dem Podium.

Markus Wetzler, Piraten

Schnell ging es dabei zur Sache. Der unattraktive ÖPNV, das unbefriedigende Wahlalter von 18 Jahren zur Landtagswahl, die mangelnde Digitalisierung an der Schule und im Ort sowie die Legalisierung von Cannabis und Gleichstellung von Homosexuellen sorgten für kontroversen Gesprächsstoff. Besonders Lienenkämper mit seinen konservativen Positionen und Wetzler mit alternativen Ideen boten in der Diskussion die ganze Spannbreite von Meinungen. Dass das ankam, zeigte die von den Schüler organisierte Umfrage vor und nach der Diskussion: Sowohl Lienenkämper als auch Wetzler legten Prozentpunkte zu.

Der Christdemokrat verteidigte als einziger das bestehende Wahlalter von 18 Jahren als „erprobte Grenze der Volljährigkeit“, während die anderen Politiker sich für 16 Jahre aussprachen, der Pirat sich sogar die Zulassung zur Wahl ab 14 vorstellen konnte. „Die individuelle Entwicklung der Jugend ist heute schneller“, sagte Keymis. Weil neben der CDU aber auch die FDP im Landtag zögere, konnte bisher noch keine verfassungsändernde Mehrheit für diese Reform gefunden werden.

Für eine Gleichstellung von Homosexuellen auch bei Adoptionen konnte sich Lienenkämper nicht erwärmen. Die anderen Politiker definierten die vom Grundgesetz geschützte Ehe und Familie so, dass sie vorhanden sei, wenn Menschen füreinander da seien und Verantwortung übernehmen. Das schließe auch gemeinsame Kinder ein.

Auch beim Thema Legalisierung von Cannabis zeigte sich nur Lienenkämper skeptisch und meinte, man müsse den Anfängen wehren. Alle anderen sprachen sich für ein „Recht auf Rausch“ (Niederdellmann-Siemes) aus, allerdings „erst ab 18 Jahren und mit klaren Regeln“.

Beim Thema ÖPNV zeigte sich, wie komplex Politik vor Ort: Alternative Ideen wie eine Flatrate für alle Strecken, ein Bürgerbus (mit ehrenamtlichen Fahrern) oder eine Mitfahrzentrale konnten nur kurz angetippt werden.

Zum Abschluss wurden die Politiker gefragt, was sie von diesem Abend mitnähmen. Sie nannten den Eindruck, dass es eine engagierte Diskussion gewesen sei, die Spaß gemacht und Themen angesprochen habe, die sie nach vorne bringen wollen. Eickler äußerte die Hoffnung, dass man die Jugendlichen auch einmal im Parteibüro mit ihren Anliegen treffen werde.

„Es kann nicht sein, dass die Alten bestimmen, was die Jugend in der Zukunft betrifft“, brachte es Wetzler auf den Punkt.