Polizei erhöht Präsenz auf der Winterwelt
Die Besucherzahlen waren am Tag nach dem Anschlag von Berlin so gut wie sonst auch.
Auch wenn es keine konkrete Anschlagsgefahr für irgendeinen Weihnachtsmarkt im Rhein-Kreis Neuss gibt: „Wir wollen das Gefühl der Sicherheit auf jeden Fall erhöhen und setzen mehr Polizisten ein.“ Das sagte Polizeisprecherin Diane Drawe gestern auf Anfrage und erklärte damit die Reaktion der Polizei auf den Anschlag am Montagabend auf dem Berliner Weihnachtsmarkt. Für Büderich bedeutete das, dass die Polizei bereits gestern Doppelstreifen einsetzte und dass die Beamten auch in den nächsten Tagen mit Schutzwesten gesichert und mit Maschinenpistolen bewaffnet sein werden. All das soll Vorsorge sein und das Sicherheitsgefühl der Weihnachtsmarktbesucher stärken.
Am Vormittag hatte es eine Besprechung von Polizei, Ordnungsamt und Klaus Unterwainig als Veranstalter der „Winterwelt“ gegeben. Mit dem Ergebnis, dass man sich — auf Basis des Erlasses des NRW-Innenministeriums — dazu entschloss, breite Durchfahrtswege mit Sandsäcken zu sichern. Auch wenn niemand ernsthaft daran glaubt, dass sich Terroristen den Büdericher Dr.-Franz-Schütz-Platz als Ziel eines Anschlags auswählen, wurden schon um 13.30 Uhr die ersten zehn Tonnen mit Säcken voller Sand strategisch abgesetzt.
Unterwainig war selbst erstaunt über das Tempo. Er habe direkt am Vormittag in einem Oberkasseler Baufachhandel nachgefragt, dort habe man ihm sogar den Sand noch geschenkt, so dass er nur den Transport bezahlen musste. Heute sollen noch einmal zehn Tonnen nachgeliefert und positioniert werden. Die Säcke versperren jetzt den Weg vor dem Bürgersaal, an einer Parkplatzreihe (sowohl das Car-Sharing-Auto als auch die E-Tankstelle können nicht mehr genutzt werden) sowie an zwei Zufahrten an der Dorf- und an der Theodor-Hellmich-Straße. Auch diese Säcke sollen, so betonte Bürgermeisterin Angelika Mielke-Westerlage, das Sicherheitsgefühl erhöhen.
Wenn es sonst mittags eher ruhig auf der Winterwelt zugeht und oft nur einige Kinder ihre Runden auf dem Eis drehen, „war gestern wesentlich mehr los als sonst“, so Unterwainig. Auch die Kolleginnen Elke und Edith hatten kein Problem, ihre Mittagspause auf dem Markt zu verbringen. „Na klar haben wir das mit Berlin diskutiert“, meinen sie. Ein Grund, darum nicht den Kakao oder Glühwein zu trinken, sahen sie darin aber nicht. Und auch CDU-Fraktionschef Werner Damblon hatte sein Büro auf den Weihnachtsmarkt eingeladen. „Das machen wir immer so vor Weihnachten.“
Einschränkungen für den Wochenmarkt, der ganz normal am Samstag stattfindet, soll es durch die Sicherheitsaktionen nicht geben. Bettina Scholten, seit Neuestem für den Fachbereich Ordnung und Sicherheit verantwortlich, rechnet sowieso damit, dass nicht mehr ganz so viele Marktstände aufgebaut werden wie sonst. Sie glaubt, dass die Meerbuscher Lösung mit den Sandsäcken eine „gute Lösung“ ist bei den Gegebenheiten. Autofahrer, die den Platz ansteuerten, um einen Parkplatz zu ergattern und kleine Umwege wegen des Aufbaus der Sandsäcke in Kauf nehmen mussten, ließen sich die Aktion erklären und lobten dann die Stadt: „Eine gute Aktion,“ so ein Vater, der seinen Sohn nur zum Eislaufen brachte.
Den Markt abzusagen — auf die Idee ist Veranstalter Unterwainig gar nicht erst gekommen. „Das wäre ja das Schlimmste. Dann gibt man denen ja noch recht.“ Polizeisprecherin Diane Drawe: „Das ist wirklich Sache der Veranstalter, einen Weihnachtsmarkt abzusagen. Unsere Aufgabe ist nur, für die Sicherheit zu sorgen.“
Darum läuft die Winterwelt wie geplant weiter: Heiligabend und am ersten Feiertag bleibt sie geschlossen, am zweiten Feiertag öffnet sie wie sonst auch um 12 Uhr, alle Angebote bleiben bis zum 8. Januar bestehen.