Rücktritte im Kirchenvorstand und GdG-Rat Mitglieder treten aus Kirchenvorstand aus

Differenzen mit dem Pfarrer trieben Gerd Vasen und Klaus Mock zum Rücktritt. Die Kirche weist die Kritik zurück.

 Klaus Mock (l.) und Gerd Vasen (r.) fühlen sich nach Disputen mit dem Pfarrer unerwünscht. Sie legen ihre Ämter nieder.

Klaus Mock (l.) und Gerd Vasen (r.) fühlen sich nach Disputen mit dem Pfarrer unerwünscht. Sie legen ihre Ämter nieder.

Foto: ena

„Wir haben die Segel gestrichen und sind mit sofortiger Wirkung aus dem Kirchenvorstand (KV) und dem GdG-Rat der Pfarrgemeinde Hildegundis von Meer zurückgetreten.“ Vasen will sogar noch einen Schritt weiter gehen und ganz aus der Körperschaft Kirche austreten.

Jahrelang engagierten sich die beiden in St. Franziskus Strümp und der Gemeinschaft der Gemeinden (GdG). Im vergangenen Jahr hatten sie sich außerdem zur Wahl in Kirchenvorstand und GdG-Rat gestellt und wurden mit hoher Stimmenzahl gewählt. Aber: „Weil wir uns dem persönlichen Druck nicht weiter aussetzen möchten, haben wir mit tiefer Traurigkeit und Enttäuschung unsere Ämter niedergelegt“, erklären die aktiven Christen.

Was war passiert? Nach dem Amtsantritt von Pfarrer Norbert Viertel hätten Vasen und Mock bald das Gefühl gehabt, dass ihr Engagement nicht erwünscht sei. Abweichende Meinungen seien nicht auf Augenhöhe diskutiert, sondern abgeblockt worden, berichten beide. Die beiden Männer nennen Beispiele: Man habe etwa vorgeschlagen, an Weihnachten zusätzliche Messen abzuhalten und dafür bereits die Zusagen von Gastpriestern gehabt – doch Pfarrer Viertel habe diesen Vorschlag nicht akzeptiert. Auch etablierte Veranstaltungen wie das ökumenische Drei-Gemeinden-Fest habe er „torpediert“, indem er Messe und Fest einfach gestrichen habe. „Die Ökumene scheint nicht in Pfarrer Viertels Interesse zu liegen“, vermuten Vasen und Mock. Gerd Vasens Fazit: „Pfarrer Viertel hat die Ökumene ausgebremst.“

Dass die Zusammenarbeit von evangelischen und katholischen Christen auf offizieller Seite schwierig sei, bestätigt auch Margret Ruth aus Strümp. Sie hat jahrelang im ökumenischen Arbeitskreis mitgearbeitet und erzählt: „Als wir im Sachausschuss Ökumene zu einer Entscheidung kommen wollten, waren 18 Mitglieder dafür. Nur Pfarrer Viertel sagte ,Nein’, und damit war das Thema erledigt.“ Sie habe den Eindruck, dass auf Seiten der katholischen Amtskirche „null Interesse an Ökumene“ bestehe. Ruth: „Auf der unteren Ebene, bei den Ehrenamtlichen, da läuft alles prima. Aber von oben kommt nichts.“ Daher stünden einige gemeinsame Veranstaltungen auf der Kippe.

Ähnliche Erfahrungen hat Angela Jansen im Ökumene-Ausschuss in Lank gemacht: Auf der unteren Ebene funktioniere die Ökumene problemlos, aber vom Pastoralteam komme niemand zu den Vorbereitungstreffen, während auf evangelischer Seite Presbyteriumsmitglieder die Ökumene tragen würden. Allerdings seien selbst die inzwischen vom mangelnden Interesse der katholischen Amtskirche verärgert. Wie dem evangelischen Gemeindebrief zu entnehmen ist, hat Pfarrerin Heike Gabernig aus Lank bei allen Veranstaltungen, die nicht offiziell von katholischer Seite unterstützt werden, die Benennung „ökumenisch“ gestrichen.

Zu den Vorwürfen sagt Sven Otto, Pressesprecher des GdG-Rates: „Die Ökumene in Hildegundis von Meer ist lebendig und funktioniert gut, wir haben in Teilen lediglich ein strukturelles Problem.“

Auch den Weggang vieler Leute habe der Pfarrer zu verantworten. Gerd Vasen bedauert: „Einem vom Bistum als Flüchtlingsbeauftragter eingesetzten Meerbuscher Theologen, der unter anderem für die Gemeinde Hildegundis von Meer tätig werden sollte, unterbindet Pfarrer Viertel seit Jahren, in Meerbusch aktiv zu sein.“ Der Vorwurf: Der Erhalt von Machtstrukturen sei den Verantwortlichen stets wichtiger gewesen als ein lebendiges Gemeindeleben.

Sven Otto: „Ich kann nicht feststellen, dass jemand die Gemeinde verlassen hat, außer denen, deren Stelle sowieso von Beginn an befristet war.“ Zum Fall des Flüchtlingsbeauftragten sagt er: „Er ist herzlich eingeladen und willkommen, seine Themen und Ideen in die Gemeinde zu bringen.“

Auf Seiten der Kritiker gibt es ein weiteres Thema, das „das Fass letztlich zum Überlaufen gebracht“ hat: der Verkauf des Pfarrheims in Strümp. „Lange haben wir den Versprechungen geglaubt, dass das Pfarrheim nicht angetastet wird, sondern nach der Vermietung an die Stadt für Flüchtlinge wieder von der Gemeinde genutzt werden könne“, berichtet Klaus Mock. Als sich das als Trugschluss herausgestellt habe, habe man eine Initiative zum Erhalt des Pfarrheims gegründet. Die Initiative habe etwa Vorschläge gemacht, wie das Gebäude gerettet werden könne. Zum Beispiel habe man sich vorstellen können, die Fläche an St. Franziskus anders zu nutzen: etwa für Gebäude mit caritativem Zweck. Und weiter: Für die Gläubigen hätte man im Pfarrheim einen liturgischen Saal einrichten können, ähnlich wie in Bösinghoven. Diese Idee sei jedoch mit der Bemerkung: „Ein interessanter Vorschlag, aber er kommt fünf Jahre zu spät“ abgelehnt worden, erzählt Vasen.

Martin Hannen, Vorsitzender des Liegenschaftsausschusses des Kirchenvorstandes Hildegundis von Meer, sagt dazu: „Tatsächlich erfolgte die dringende Bitte der Stadt um Vermietung des Pfarrheims sehr kurzfristig, so dass eine breite Diskussion in der Gemeinde schon aus zeitlichen Gründen nicht möglich war. Dennoch wurden alle Gruppen, die im Pfarrheim aktiv waren, noch vor Übergabe des Pfarrheims informiert. Während dieser Informationsveranstaltung hat kein Vertreter der Gruppierungen sich dagegen ausgesprochen.“

Auch zu den Vorschlägen der Initiative äußert sich Hannen: „Der Vorschlag zu einer anderen Nutzung der Fläche wurde tatsächlich in einem Gespräch mit dem Kirchenvorstand vor etwa einem halben Jahr recht überraschend unterbreitet; von einer caritativen Nutzung war zu diesem Zeitpunkt allerdings nicht die Rede, sondern von Wohnbebauung. Im Unterschied zur Situation in Bösinghoven lag und liegt jedoch auf den betroffenen Grundstücken eine andere planungsrechtliche Situation vor, die zunächst eine Änderung des Bebauungsplans mit dem entsprechenden zeitlichen Vorlauf erforderlich gemacht hätte.“

Weil das Pfarrheim mittlerweile verkauft ist, haben Gerd Vasen und Klaus Mock vorgeschlagen, die Initiative zum Erhalt des Pfarrheims aufzulösen. Alternativ wollen sie sich weiter in der Gruppierung „Christen im Aufbruch“ (CIA) engagieren, in der Mitglieder aus allen Meerbuscher Gemeinden willkommen und aktiv sind. Dass es in der GdG Hildegundis von Meer bald wieder ein lebendiges Gemeindeleben geben wird, daran glaubt Gerd Vasen nicht: „Diese Gemeinde kann meiner Meinung nach nur heilen, wenn es einen personellen Neuanfang gibt.“

GdG-Sprecher Sven Otto dazu: „Wir als GdG-Rat weisen die Kritik an Pfarrer Norbert Viertel zurück. Das sind Einzelstimmen. Nahezu 100 Prozent aller Gemeindemitglieder sind der Meinung, dass er ein wunderbarer Seelsorger ist.“ Das Ganze sei nur „Gemecker einzelner Personen“. Otto: „Darauf lassen wir uns nicht ein.“

Die Arbeit in der Gemeinde und in den Gremien funktioniere reibungslos, es gebe viele positive Entwicklungen, die vorangebracht werden sollten, beispielsweise in der Jugendarbeit. In Osterath und Lank etwa gebe es jeweils mehr als hundert Kinder und Jugendliche, die als Ministranten dienten. Sven Otto: „Aber die positiven Dinge werden von den Kritikern unter den Tisch gekehrt.“ Der GdG-Rat wolle sich vielmehr mit Sachfragen beschäftigen und etwa drängende Themen wie eine alternde Gesellschaft in den Mittelpunkt seiner Arbeit stellen.