Realschule zeigt Zukunftsfähigkeit
Beim Festakt zum 50-jährigen Bestehen wurde deutlich, wie gut die Schüler auf das Leben vorbereitet werden. Was aus der Osterather Schule wird, ist dennoch umstritten.
Wer diesen Vormittag an der Görresstraße in der Schulaula erlebt hat, weiß es mit Sicherheit: Realschule hat auf jeden Fall eine Zukunft. Darüber waren sich gestern alle einig, die zum 50-jährigen Bestehen der Realschule Osterath eingeladen waren. So viel Leidenschaft, wie die Schüler auf die Bühne brachten, so viel Talent und Musikalität, so ein großes Bekenntnis zum Schul-Standort — wenn genau das alles in den vergangenen Jahren vermittelt worden ist, muss eigentlich niemandem bang werden um diese Schüler.
Dass die Realschule in den Jahren ihrer Gründung einen anderen Stellenwert als heute hatte, weiß eine Zeitzeugin: Mechthild Jansen, gerade 80 Jahre alt geworden, ist 1966 an die Schule gekommen und war stellvertretende Schulleiterin. „Früher kamen doch die Kinder von aufstrebenden Eltern zu uns“, erinnerte sie sich gestern. Burkhard Wahner zur Situation heute: „Es gibt viele Eltern, die ihren Kindern den Leistungsdruck des G8-Abiturs ersparen wollen und sie erst einmal die Mittlere Reife machen lassen.“ Der Schulleiter ist stolz, dass die Hälfte aller Realschüler anschließend aufs Gymnasium geht, um das Abitur zu machen.
Gestern gab es aber erst einmal viele Glückwunsche. Die Bezirksregierung war vertreten durch Christa Dankert. Sie lobte die Realschule für ihr pädagogisches Profil. Bürgermeisterin Angelika Mielke-Westerlage hatte viele Beispiele für die „gelebte Vielfalt“ der Realschule wie die Französisch-Prüfungen, Vorbereitung aufs Cambrigde-Diplom, Kurse in Verkehrserziehung oder Streitschlichtung und die Kooperation mit dem Seniorenzentrum. Hier würden die Schüler weltoffen erzogen und gut ausgebildet. Landrat Hans-Jürgen Petrauschke erkannte an, dass die Schüler in Osterath bestens auf die Zukunft vorbereitet würden. Zwischen den Reden spulte sich ein kurzweiliges Programm ab, das die Schüler mit ihren Lehrern gestaltet hatten: Sei es die Neuntklässlerin Julia Wallerstein mit dem „Hummelflug“ am Klavier, die Fünftklässlerinnen mit „Lollipop“ oder die Schulband mit ihrem Frontsänger Jones, der sehr gefühlvoll „Stitches“ interpretierte — fast so, als wäre Sänger Shawn Mendes live in der Schulaula dabei.
Burkhard Wahner, Schulleiter
Für Schulleiter Burkhard Wahner bedeutete dieser Tag etwas ganz Besonderes: „Mich hat das alles sehr gerührt“, meinte er nach dem mehrstündigen Programm. Zum Beispiel die Ansprache von Leonie Raven und Alicia Pütz, den Schülersprecherinnen. Sie hätten die Schule zwar nur sechs Jahre lang erlebt, sich aber sehr wohlgefühlt und hofften, dass noch viele Generationen an der Schule einen Platz finden. Das ist politisch umstritten: Immer wieder werden Rufe nach einer weiteren Gesamtschule und der Schließung dieser Realschule laut. Wahner: „Diese Forderungen verunsichern natürlich viele Eltern. Für uns ist das schon fast rufschädigend.“ Natürlich hätten Gymnasien und Gesamtschulen ihre Berechtigung, aber die Realschule stehe in dem Fall für mehr Bildungsvielfalt. Zurzeit besuchen 590 Schüler die Schule an der Görresstraße.
Sabine Tobin, Vorsitzende der Schulpflegschaft, blickte auf fünf Jahrzehnte zurück und erinnerte daran, dass es auch vor Jahrzehnten schon Lehrermangel und Unterrichtsausfall gegeben habe. Sie hob aus ihren aktiven Jahren vor allem die gute Zusammenarbeit mit den hoch motivierten Lehrern hervor. „Seit 50 Jahren vertrauen wir der RSO unser Wichtigstes an: unsere Kinder.“ Und die seien in dieser Schule gut aufgehoben, befand sie im Namen aller Eltern.