Rhein-Kreis Neuss: Weniger Flächen für Bauern

Agrarwirtschaft: Kreisbauern fordern, dass landwirtschaftliche Nutzflächen erhalten bleiben.

Rhein-Kreis Neuss. Immer noch würden zu viele Flächen für Straßen und Siedlungen verbaut, so dass die Bauern nicht mehr anbauen können, kritisiert der Vorsitzende der Kreisbauernschaft, Wolfgang Wappenschmidt: "Sind die Flächen einmal überbaut, fallen sie als landwirtschaftliche Nutzfläche weg." Daher müssten die Versiegelungen der Flächen rückgängig gemacht werden und die Flächen neu genutzt werden, fordert der Vorsitzende.

Die Zahlen seien eindeutig: Der Wegfall von landwirtschaftlichen Flächen durch Siedlungs- und Verkehrsmaßnahmen habe seit 1995 in Nordrhein-Westfalen jeden Tag durchschnittlich 15 Hektar Fläche betragen. In Deutschland seien in den vergangenen Jahren sogar zwischen 100 und 130 Hektar Fläche pro Tag verbraucht worden, gibt Wappenschmidt an.

Der Bedarf an Lebensmitteln steige aufgrund einer wachsenden Weltbevölkerung. Auch im Kampf gegen den Klimawandel - etwa um die Klimaziele im Transportsektor zu erfüllen - seien Biokraftstoffe und Bioenergie aus Getreide, Mais und Raps erforderlich. "Die Sichtweise bezüglich des Werts der land- und forstwirtschaftlichen Flächen muss daher grundlegend geändert werden", fordert der Landwirt.

Erschwerend hinzu komme laut Wappenschmidt, dass ein Landwirt Flächen zur Bewirtschaftung verlieren könne, wenn etwa ein Bauherr wegen der naturschutzrechtlichen Eingriffsregelung eine Ausgleichsfläche für die bebaute Fläche mit Naturschutzmaßnahmen bereitstellen muss.

Ein Modell zur landwirtschaftsfreundlichen Umsetzung der Kompensationsmaßnahmen biete die Stiftung "Rheinische Kulturlandschaft". Mit dem so genannten "produktionsintegrierten Kompensationsflächenmanagement" würden landwirtschaftliche Nutzflächen und landwirtschaftliches Einkommen erhalten werden können, indem die vertraglich festgelegten Ausgleichsmaßnahmen in den landwirtschaftlichen Betrieb integriert würden und die Landwirte so eine Vergütung erhalten.

Als Maßnahmen eignen sich beispielsweise Grünland- oder Ackerextensivierungen, etwa durch Reduzierung von chemisch hergestelltem Dünger; in Kombination mit Blühstreifen, sagt Wappenschmidt. Die Landwirte nutzen so die Fläche weiter - berücksichtigen aber bestimmte naturschutzfachliche Bewirtschaftungsauflagen. "Das Stiftungsmodell ist eine gelungene Kooperation zwischen Landwirtschaft und Naturschutz."