Schützen stellen ihr Silber aus
Historische Artefakte in der Sparkasse zu sehen.
Versonnen blickt Schützenkönig Heinrich Leuchten auf das ehrwürdige Silber der St. Sebastianus-Bruderschaft Lank-Latum, das seine Ehefrau und Königin Stefanie in ihren Händen hält. Daneben steht Brudermeister Jürgen Santen, der kurz zuvor die erste Ausstellung der historischen Silberartefakte aus den Jahren 1538 bis 1960 seit 15 Jahren eröffnet hat. „Diese Schmuckstücke beweisen, dass es uns nicht erst seit ein paar Wochen gibt,“ meint er nur.
Leuchten selbst betrachtet das Kleinod etwas wehmütig, denn was jahrzehntelang oder noch länger jeder seiner Vorgänger als „Ausgeh-Silber“ trug, liegt seit einigen Jahren mit dem übrigen Schatz sicher verwahrt im Panzerschrank der Sparkasse Neuss. Das gute Stück war zu anfällig geworden. Die filigrane Armbrust mit den beiden Schilden mit dem kurkölnischen Wappen und einer geheimnisvollen Frauenfigur stammt von 1605. Das Herzstück der Kette ist allerdings ein Silbervogel von 1538.
Ein Lesefehler hat dazu geführt, dass die Sebastianer lange Zeit glaubten, 1535 entstanden zu sein, und vor 80 Jahren ihr 400-jähriges Bestehen gefeiert haben. Santen erklärte den handverlesenen Gästen bei der Eröffnung der Ausstellung in Lank-Latum, dass von Friedrich Senger später überliefert worden sei, dass ein engagierter aber unbekannter Pfarrgenosse bereits 1475 dem zunächst zögerlichen Pastor Mürres die Gründung der Bruderschaft zum Schutz vor plündernden Soldaten, die mit Karl dem Kühnen von Burgund damals Neuss belagerten, abgetrotzt hatte. Beweisen lässt sich diese Gründungslegende nicht, trotzdem fühlt sich die Bruderschaft heute stolze 540 Jahre alt.
Norbert Münks von der Sparkasse, selbst seit Jahrzehnten Schütze in Osterath, versicherte immer wieder, dass der Schatz bereits „seit Ewigkeiten“ bei seiner Bank deponiert sei. Nur beim Einmarsch der Alliierten Ende des Zweiten Weltkrieges wurde ein Teil des Silbers gestohlen, erfuhr Geschäftsstellenleiter Fabian Winkler.
Unter den silbernen Schilden finden sich aber auch einige, die noch echte Geheimnisse bergen. So wurde um 1860 herum durchaus zwischen „König von Lank“ und „König von Lathum“ unterschieden. Im 19. Jahrhundert gab es zeitweise unterschiedliche Schützengesellschaften in beiden Orten, deren Monarchen sich sogar „Staatsbesuche“ abstatteten.