Schützenzelt evakuiert, Arche beschädigt, Friedhof geschlossen
Stromausfall macht Stadtteile finster, die K-Bahn wird lahmgelegt.
Meerbusch. Herabfallende Äste und Dachziegeln, umgestürzte Bäume und Blitzeinschlag haben in Meerbusch zahlreiche Schäden verursacht.
Für die Bewohner eines vierstöckigen Mehrfamilienhauses am Laacher Weg endet die Nacht bei Verwandten beziehungsweise im Hotel. Laut Arnd Römmler, Abteilungsleiter im Fachbereich Ordnung, hatte der Sturm Ela das Flachdach des Hauses angehoben.
Es setzte zwar wieder auf, aber es war nicht klar, ob die Statik die Wassermengen auf dem Dach aushalten würde, erläutert Römmler. Eine Mutter mit zwei Kindern kommt bei Verwandten unter, vier weitere Personen werden im Hotel Meerbuscher Hof einquartiert. Ihre Wohnungen sind zurzeit unbewohnbar. „Die gesamte Elektrik ist zerstört, das Wasser tropfte aus den Lampen“, schildert Römmler die Situation.
Probleme mit der Elektrik melden auch die Wirtschaftsbetriebe Meerbusch (WBM). An der Ilvericher Straße in Langst-Kierst hat vermutlich ein Blitzeinschlag eine komplette Schaltanlage beschädigt. „Sicher ist, dass wir die Kompaktstation austauschen müssen“, sagt WBM-Techniker Rainer Scharl.
Bis dahin wird die Versorgung über ein Notstromaggregat sichergestellt, dass auch das Hotel Vier Jahreszeiten versorgt. Stromausfälle auch in Büderich: Auf der Niederlöricker Straße fällt ein Ast in die Freileitung, an den Rheinauen sind deshalb 14 Häuser zeitweise ohne Strom.
Großalarm für die Feuerwehr: 120 Feuerwehrleute., mehr als 30 Einsatzfahrzeuge und bis Dienstagabend etwa 120 Einsätze — das sind die Zahlen. In 90 Prozent der Fälle geht es um Bäume, die auf Häuser, Autos und Straßen gefallen sind, zersägt und weggeräumt werden. Auch Bauzäune und Schilder werden beseitigt.
Aus dem Zelt gefegt werden die Besucher des Jungschützenkrönungsabends in Büderich. Bei den ersten Regentropfen hatte der Sicherheitsdienst die Besucher ohne Karten ins trockene Zelt gelassen, doch wenig später schwankt das Stoffdach bedenklich, tanzen die Zugwappen an der Decke. Ruhig dirigiert Jungschützenmeister Andre Klang die Gäste per Mikrofon in die nahen Schulturnhallen, in Schul- und ins Verwaltungsgebäude.
„Zügig aus dem Zelt, aber nicht drängeln“, mahnt Schützenpräsident Peter Gröters. Auch die Deutsche Bank öffnet ihre Tür. Dort findet auch die Erstversorgung der etwa zwölf Leichtverletzten statt. Bürgermeister Dieter Spindler — in der Schützenuniform als Oberleutnant zur See sehr passend gekleidet — besorgt mit einigem Aufwand den Schlüssel zum Sitzungssaal am Schütz-Platz.
Zwischenzeitlich quittieren die Wartenden die Nachricht von Stadtbrandmeister Derks, alle Besucher seien heil aus dem Festzelt gekommen, mit erleichtertem Applaus. Im Saal erweisen sich Rotkreuzler als besonnene Helfer, als zwei Besucher mit Kreislaufbeschwerden behandelt werden müssen.
Nach 45 Minuten ist alles vorbei. In kleinen Gruppen dürfen die Festgäste ihre persönlichen Sachen aus dem Zelt holen: Dessen Eingang ist zerstört, eine Mittelstütze abgeknickt, auch im hinteren Bereich gibt es Schäden. Nichts, was nicht ruckzuck bis zum Abend repariert werden kann.
Nur das Feuerwerk im Hallenbadpark fällt am Dienstag aus. Die Wiese ist übersät mit herabgebrochenen Ästen und entwurzelten Bäumen. „Die Gefahr ist zu groß, dass lose Äste aus den Kronen fallen, wenn es wieder regnet und die Blätter schwer werden“, erläutert Römmler die Vorsichtsmaßnahme.
Entlang der Moerser Straße fallen Dachziegel auf die geparkten Autos, Bäume werden entwurzelt. In den frühen Morgenstunden räumen viele Bürger die Bürgersteige frei, und mit allen verfügbaren Kräften sind auch die Mitarbeiter des städtischen Baubetriebshofs unterwegs.
Sie entsorgen nicht nur die Äste am Boden, sondern — wichtiger noch — auch die, die lose in den Baumkronen hängen. „Büderich hat Priorität, dort hat der Sturm die meisten Schäden angerichtet“, sagt Bernd Schautz, stellvertretender Leiter des Baubetriebshofs. Aber nur ein Steiger steht seinen Kollegen zur Verfügung, um die Baumkronen zu bearbeiten. „Das reicht jetzt nicht.“ Fremdfirmen sollen die Bauhofmitarbeiter unterstützen.
Am Rhein ist vor allem der Abschnitt rund um das Landhaus Mönchenwerth betroffen. Die Freifläche bis zum Flussufer ist von umgestürzten Bäume und Geäst blockiert. Das Wasser- und Schiffahrtsamt wird eingeschaltet, weil der Feuerwehr das notwendige Spezialgerät fehlt. Ebenfalls unzugänglich: Der alte Teil des Büdericher Friedhofs ist aus Sicherheitsgründen gesperrt.
Einen Totalausfall meldet die Nordwestbahn am Morgen für den Niersexpress. Später wird der Zug von Krefeld über Osterath bis Neuss geleitet. Von dort geht’s dann per Bus nach Düsseldorf.