Öffentlicher Nahverkehr Schulbus erreicht nicht alle Kinder

Weil sie täglich von Bösinghoven nach Büderich fahren, müssen 22 Schüler oft lange auf den regulären Linienbus warten.

 Wenn sie länger Unterricht haben, ist der Schulbus für die Bösinghovener Kinder schon abgefahren.

Wenn sie länger Unterricht haben, ist der Schulbus für die Bösinghovener Kinder schon abgefahren.

Foto: Daniela Chaudhuri

Kinder, die auf das Gymnasium wechseln, haben drei lange Tage, an denen der Unterricht bis in den Nachmittag geht. Für eine Reihe von Schülern aus Bösinghoven ist der Schultag immer noch eine Dreiviertelstunde länger. Nicht, weil sie mehr Unterricht haben, sondern weil sie so lange an der Bushaltestelle stehen müssen. „Das sind 45 Minuten, die Tag für Tag verloren gehen“, sagt Oliver Chaudhuri, dessen zehnjährige Tochter seit Beginn des Schuljahres das Mataré-Gymnasium besucht. Geplant war das von der Familie, die in Bösinghoven lebt, auch ganz anders. Nach der Anmeldung am Städtischen Gymnasium in Strümp erlebte sie vor einem Jahr eine unangenehme Überraschung.

Bei der ersten Runde der Anmeldeverfahren für die weiterführenden Schulen in Meerbusch hatten insgesamt 174 Kinder ihr Interesse angemeldet, in Strümp auf das Gymnasium zu gehen. Da dieses nur maximal fünfzügig mit 30 Kindern pro Klasse geführt werden kann, musste die Schule 24 Kinder abweisen. „Damit hätten wir nie gerechnet“, sagt Chaudhuri. Mit einer Gymnasialempfehlung fühlte sich die Familie auf der sicheren Seite. Doch die Empfehlung spielte für die Auswahl der Schüler keine Rolle. Entschieden wurde per Losverfahren.

Bei längerem Unterricht schaffen die Schüler den Schulbus nicht

Betroffen von dem längeren Schulweg sind laut Stadt 22 Schüler aus Bösinghoven. Sie gehen auf das Gymnasium und die Gesamtschule in Büderich. Für den Schülertransport am Morgen fährt ein E-Bus alle Ortsteile von Meerbusch an, auch Bösinghoven. Der Weg zur Schule ist dadurch gut organisiert. Doch wenn an den längeren Schultagen der Unterricht um 15.10 Uhr endet, müssen die Schüler den normalen Linienverkehr für die Fahrt nach Hause nehmen. Nach dem Umsteigen an der Haltestelle Auf der Gath müssen die Bösinghover Schüler sehr lange auf die Linie 839 warten, weil die Linie nur einmal in der Stunde verkehrt. „Wenn es schlecht läuft, warten die Kinder mehr als 50 Minuten“, sagt Daniela Chaudhuri. Eine lange Zeit, nicht nur im Winter, wenn die Schüler in der Kälte warten. Auch von der Freizeit bleibe nicht viel übrig. Die Tochter sei erst um 16.30 Uhr zu Hause.

Die Fahrgastzahl ist für
die Rheinbahn zu gering

Wegen des Problems hat sich die Mutter an Stadt und Rheinbahn gewandt – ohne Erfolg. „Die Rheinbahn setzt E-Busse ein, wenn auf einzelnen Strecken zu bestimmten Zeiten ein erhöhter Bedarf vorhanden ist. Das ist hier leider nicht der Fall, da die Fahrgastzahl zu gering ist“, erklärt eine Rheinbahn-Sprecherin. Sie erklärt, warum der Bus nicht in Bösinghoven, wohl aber in Nierst hält: „Entsprechend der Nachfrage fahren die E-Busse am Nachmittag nach Lank. Die Schüler aus Nierst können die Linie ebenfalls nutzen, weil der Streckenverlauf dies ermöglicht.“ Die Fahrt nach Bösinghoven sei ein zu großer Umweg. Am Morgen sei es möglich, eine Lücke im Fahrplan zu nutzen, am Nachmittag passe die Fahrt aber nicht in die Taktung.

Die Stadt schildert die Situation ausführlicher: E-Busse würden dann eingesetzt, wenn das Fahrgastaufkommen nicht mehr mit der Normallinie zu bewältigen ist. Dies sei am Morgen der Fall. Am Mittag ergebe sich aber keine vergleichbare Stoßzeit, da die 22 Kinder aus Bösinghoven der unterschiedlichen Schulen und Jahrgangstufen unterschiedliche Schlusszeiten hätten, erklärt die Stadt. „Deshalb müssen die Kinder entweder in Strümp oder am Haus Meer umsteigen, was wir als zumutbar erachten.“ Der Gesetzgeber bestimmt in der „Schülerfahrkostenverordnung“ für die Sekundarstufe I Wegezeiten von insgesamt anderthalb Stunden für den täglichen Schulweg als zumutbar.

Das sehen viele Eltern anders, vor allem, da alleine die Wartezeit nach dem Umsteigen so lange dauert. „Natürlich holt man sein Kind auch mal mit dem Auto ab und spricht sich mit anderen Eltern ab“, sagt Daniela Chaudhuri. Dem Wunsch, die Umwelt zu entlasten und das Verkehrsaufkommen auf den Straßen zu reduzieren, entspreche dies natürlich nicht.