Gastronomie in Meerbusch Event-Caterer plant ein neues Restaurant
Mit 15 Jahren entschied sich Georg W. Broich, den Betrieb des Vaters zu übernehmen. Sein Konzept hat Erfolg.
Wenn Georg Broich eine gute Chance für seinen Betrieb wittert, wird nicht lange gefackelt. Als er 1998 mit einem Freund beim Mittagessen saß und dieser ihm erzählte, dass er auf dem Areal Böhler aus einigen Hallen Werkbänke herausgeholt habe, da machte es bei Broich gleich Klick. Denn schon einige Jahre zuvor war die Belegschaft in den Böhler Werken stark abgebaut worden. Wie es der Zufall wollte, rief kurz nach diesem Gespräch die Firma Böhler an – ein Kunde von Broich –, um Essen zu bestellen. Der Caterer kam schnell auf den Punkt: „Ich suche eine Halle für Events.“ Am nächsten Morgen hatte er einen Termin mit dem Standortleiter auf dem Gelände in Büderich. Zwei Tage vor Weihnachten unterschrieb Broich den Mietvertrag für das Alte Kesselhaus. Gut ein halbes Jahr später richtete er seine erste große Veranstaltung dort aus: „Das war der 60. Geburtstag von meinem Vater mit 300 Gästen. Die Toiletten waren noch nicht fertig“, erinnert Broich sich.
Als Caterer hatte er in Berlin die alten AEG- und Siemens-Hallen kennengelernt, wo das stimmungsvolle Ambiente des Industrie-Designs für Veranstaltungen genutzt wurde. Er hatte Kontakt zu vielen Agenturen, die für deutsche Kunden auch im Ausland Events organisierten. Sie fragten ihn häufiger nach Veranstaltungsorten in Düsseldorf. „Damals gab es bloß die Rheinterrassen“, sagt Broich. Deshalb wusste er, dass eine Halle wie das Kesselhaus stark nachgefragt werden würde. Und so gab er damals den Anstoß dafür, dass das Areal Böhler heute zu großen Teilen für Veranstaltungen und Messen genutzt wird. Seit den Anfängen auf dem Areal ist das Catering-Unternehmen von 30 auf 250 Mitarbeiter gewachsen, den Unternehmenssitz hat Broich im September 2000 an die Düsseldorfer Hansaallee verlegt. Seitdem er vor vier Jahren nach Büderich zog, kann er zu Fuß zur Arbeit gehen.
Dass es sehr gewinnbringend sein kann, von jetzt auf gleich eine Entscheidung zu treffen, die für einen Betrieb die Weichen neu stellt, hat Broich als Jugendlicher in seiner Familie erlebt. Seine Eltern betrieben eine Metzgerei in Düsseldorf und zogen mit ihr nach Kaarst. Bei der Abschiedsparty in der Landeshauptstadt kam das Buffet der Eltern so gut an, dass darauf weitere Anfragen für Party-Buffets folgten. An Heiligabend 1979 verkündete Vater Karl Broich der Familie, dass er die in dritter Generation geführte Metzgerei schließen und sich auf den Party-Service konzentrieren würde. „Das gab eine Riesendiskussion, alle haben auf meinen Vater eingeredet“, erinnert sich Broich, der damals 15 Jahre alt war. Doch der Vater ließ sich nicht beirren, und mit dem neuen Jahr war der Betrieb ein reiner Party-Service.
Broich entschied über Nacht:
Er übernimmt den Betrieb
Schon als 14-Jähriger hatte Broich mitgeholfen und hinter dem Buffet gestanden. Als er mit 16 vom Gymnasium flog, stellte sein Vater ihn vor die Wahl: Entweder doch noch das Abitur machen, studieren, Arzt oder Jurist werden oder die Firma übernehmen. Eine Nacht konnte er darüber schlafen. Am nächsten Morgen war für ihn klar: „Ich übernehme die Firma.“ Broich machte eine Kochlehre. 1987 übernahm der 21-Jährige das Unternehmen, da sein Vater gesundheitlich eingeschränkt war. Mit einem Teilzeitangestellten erwirtschaftete die Firma damals 300 000 Mark. Heute liegt der Umsatz bei rund 35 Millionen Euro. Die Familie ist weiterhin im Unternehmen präsent. Mutter Beate ist für den Käse-Einkauf zuständig, Schwester Ursula Broich-Brüster ist Abteilungsleiterin für den Bereich „Kita- und Schulcatering“. „Wir liefern täglich 3200 bis 3500 Kita- und Schulessen aus“, sagt Broich. Seinen Traum, als Schiffskoch durch die Welt zu reisen, gab Broich für das Unternehmen auf. Seine erste Reise in die USA unternahm er 2012. Der weltweit größte Verband der Event-Caterer (ICA) zeichnete ihn damals mit einem Preis in der Kategorie Innovationen aus. In der Wirtschaftskrise 2008 hat Broich die Zweitmarke „Traiteur Carl 18.91“ ins Leben gerufen. Sein Ziel dabei: nicht billig, sondern kreativ werden.
Eine kreative Mischung stellt sich Broich auch für ein neues Restaurant auf dem Areal Böhler vor. Es soll im Sommer starten und trägt bislang den Arbeitstitel „Halle 3“. Die Speisekarte soll einen Streifzug durch die verschiedenen Broich-Marken bieten: täglich Brot, Pasta fresca und gesundes Bowl-Food.