Schulentwicklung: Gemeinschaftsschule könnte Meerbuschs Probleme lösen

Eltern wollen eine Option auf Hochschulreife.

Meerbusch. Die Hauptschule ist ein Auslaufmodell, weil die Mehrzahl der Eltern ihrem Nachwuchs eine Option auf Aufstieg und Abitur sichern will. Daran lassen landesweit erhobene Zahlen keinen Zweifel. In Meerbusch ist der Trend extrem: 67 Prozent (Landesschnitt 2010: 40 Prozent) der Eltern schicken ihre Kinder im kommenden Schuljahr aufs Gymnasium.

„Der Elternwille führt dazu, dass sich die Schullandschaft verändern muss“, sagt Schuldezernentin Angelika Mielke-Westerlage. Haupt- und Realschulen sind die Verlierer. In Meerbusch ist der Trend extrem: Statt 12,3 Prozent werden in diesem Sommer nur 3 Prozent der Grundschüler auf die Hauptschule wechseln, von 539 gerade einmal 16 Viertklässler.

Drei Kinder aus Willich retten die Schule diesmal über die magische Grenze 18 — die Mindestschülerzahl. Nimmt sie diese Hürde 2012 nicht, ist ihr Aus unabänderlich.

Über mangelnde Schülerzahlen kann die Realschule in Osterath zurzeit noch nicht klagen. Sie hat ihr eigenes Potenzial, nimmt außerdem in Klassenstärke gut benotete Willicher auf und ist Zweitwahl für Gesamtschüler, die aus Platznot in Büderich abgewiesen werden.

Richtet Willich aber, wie es diskutiert wird, eine zweite Gesamtschule ein und klopfen Meerbuschs Hauptschüler an die Realschultür, kann sich deren Struktur schnell ändern.

Und noch eine Zahl nennt Angelika Mielke-Westerlage: Jährlich verliert Meerbusch Schüler an umliegende weiterführende Schulen: 2009 waren es 123, im Jahr 2010 dann 59, in diesem Sommer wählen 80 Kinder eine Schule außerhalb der Stadt — Potenzial, das man binden kann.

Wie das Modell aussehen kann, das angesichts der geringeren Schülerzahl und des geänderten Schulwahlverhaltens bedarfsgerecht wäre, haben Verwaltung und Politik intensiv mit Experten der Bezirksregierung diskutiert. „Eine Gemeinschaftsschule könnte die Lösung sein“, sagt Mielke. Für eine zweite Gesamtschule fehlen die Schüler.

Die Dezernentin hofft, dass das Konzept mit Option auf ein Abitur ohne Scheuklappen diskutiert und eine politische Mehrheit dafür gewonnen werden kann.

Die Gemeinschaftsschule würde durch den Zusammenschluss von Haupt- und Realschule gegründet. Die Voraussetzung für ihre Genehmigung, dass mindestens 69 Dritt- und Viertklässler laut einer Elternbefragung die Schule besuchen wollen, ließe sich aller Voraussicht nach erfüllen.

Was den Eltern gefallen wird: Die Gemeinschaftsschule ist als Ganztagsschule konzipiert, hat zwischen 23 und 25 Schüler pro Klasse und 25 Prozent mehr Lehrerstunden als die Realschule.

In der Ratssitzung am 7. Juli muss entschieden werden, ob Meerbusch an dem auf sechs Jahre befristeten Schulversuch teilnehmen will. Nur dann ist ein Start 2012 möglich. „Die Schulleiter aller Meerbuscher Schulen tragen dieses Modell mit“, berichtet Mielke aus Vorgesprächen.