Shuffleboard in Meerbusch Shuffleboard – ein Sport verbindet Generationen

Meerbuschs Shuffleboarder sind national und international erfolgreich, bereiten sich derzeit auf die Weltmeisterschaft vor. Doch auch für Familien und sogar bis ins hohe Alter ist der Sport geeignet.

In Meerbusch trainieren einige der besten deutschen Shuffleboarder wie Europameister Martin Runge und Deutscher Meister Dieter Hussmann.

Foto: RP/Dominik Schneider

Jeden Donnerstag treffen sich auf der Bezirkssportanlage Krähenacker Deutsche- und Europameister. Die Shuffleboarder aus Meerbusch gehören zur Weltspitze und tragen dazu bei, den Sport national und international bekannter zu machen. Die hiesigen Spieler bereiten sich gerade auf die Weltmeisterschaft vor, die im August im kanadischen Ontario ausgetragen wird.

Dieter Hussmann, Deutscher Meister und Vorsitzender der German Shuffleboard Association, beschreibt den Präzisionssport als eine Mischung aus Bowling, Billard und Schach, wobei dem Zuschauer auch die Nähe zum Eis-Sport Curling auffällt. Gespielt wird eins gegen eins, Ziel ist es, die vier eigenen Spielscheiben mit einem Stab, dem sogenannten Cue, über eine Bahn in das dreieckige Punktefeld zu schießen. Dort gibt es verschiedene Wertungen, wobei die größte Fläche am Ende des Spielfeldes Minuspunkte bringt. Präzision im schießen der Scheiben ist dabei genauso wichtig wie die Taktik, denn der Gegner kann bereits gespielte Scheiben mit seinen eigenen verschieben. Daher sind Spielzüge wie defensive Scheiben, die die eigenen Punkte abschirmen, für den Erfolg im Shuffleboard von zentraler Bedeutung. Technik und Taktik werden nach dem Prinzip Learning by Doing während des Spiels vermittelt, auch erfahrene Spieler lernen voneinander.

Da auf jeder Bahn vier Personen zwei Matches parallel spielen – je zwei von jeder Seite – und das jeweils andere Team als Schiedsrichter fungiert, kommt man automatisch mit dem Gegner ins entspannte Gespräch. „Wie die Amerikaner sagen, ist Shuffleboard very social“, so Hussmann. Die Spieler pflegen internationale Freundschaften, der Austausch ist ganz zentral für die Kultur des Sports.

Seine Urform hat Shuffleboard im Mittelalter. In den 1920er-Jahren wurde das Spiel als Freizeitbeschäftigung vor allem in Hotels in Großbritannien wiederentdeckt, von wo es über Kreuzfahrtschiffe in die USA kam. Dort wird der Sport bis heute an vielen Orten gespielt und war Grundlage für das etwas bekanntere Curling. Seit 2005 gibt es organisiertes Shuffleboard in Form der German Shuffleboard Association auch in Deutschland, in fünf Städten wird der Sport vereinsmäßig betrieben. Bereits 2006 waren deutsche Spieler bei der Weltmeisterschaft in den USA dabei. „Wir haben uns mit den Spielern ausgetauscht und wurden direkt zur Meisterschaft eingeladen“, erzählt Hussmann. Ein wichtiger Faktor des Spiels sei auch, dass Anfänger schnell Erfolgserlebnisse haben.

Hussmann und seine Mitspieler wollen Shuffleboard bekannter machen und präsentieren das Spiel als „Sport für alle“. Es gibt in Deutschland weder Altersklassen noch nach Geschlechtern getrennte Spiele. „Kraft spielt keine Rolle, es geht um Technik, Präzision und Spielverständnis“, erklärt der Europameister. Selbst zum Platzieren der Scheiben müsse man sich nicht bücken, dies werde mit dem Cue getan, sodass das Spiel auch im hohen Alter – Hussmanns Vater nimmt mit 91 Jahren noch am Training teil – noch zu erlernen und auszuüben ist. Zugleich sei der Sport für Familien geeignet, da alle Generationen mit gleichen Voraussetzungen spielen.

„Wenn wir neuen Menschen das Spiel vorstellen, haben sie in Minuten ein Grinsen auf dem Gesicht“, weiß Hussmann. Er hofft, mehr Menschen dauerhaft für den Sport begeistern und so dessen Verbreitung fördern zu können. Zugleich sind die Bedingungen in Meerbusch nicht optimal für hochklassiges Spiel. Vor jedem Training müssen die Bahnen – diese bestehen aus Modulen und können transportiert werden, bleiben aber zumeist abgedeckt liegen – von Blättern befreit werden. Zudem ist das Spielfeld nicht vollkommen eben, so, dass Schüsse abgelenkt oder ausgebremst werden. „Wir suchen derzeit eine Lösung, wie wir einen besseren Spielplatz bekommen können“, so Hussmann. Auch im Winter werden die Meerbuscher Shuffleboarder vor einem Problem stehen. Im vergangenen Jahr waren sie in einer Halle am Neusser Feldweg, diese wird jedoch aktuell für Geflüchtete vorgehalten. „Keiner kann sagen, wann dort wieder Sport möglich ist.“

Trotzdem freut sich die bunt gemischte Truppe der Meerbuscher Shuffleboarder. Vor einigen Wochen wurde auf der Anlage des Osterather Sportvereins die Shuffleboard Open 2022 abgehalten, drei der vier ersten Plätze wurden von Heimspielern belegt. „Die jüngste Teilnehmerin war gerade einmal 13 Jahre alt“, sagt Hussmann, erfreut, dass der Sport auch Nachwuchs anzieht. Nun steht die nächste große Herausforderung an. Am 21. August beginnt in Kanada die Weltmeisterschaft, an der sieben Meerbuscher Spieler teilnehmen werden. „An fünf Spieltagen stehen pro Person insgesamt zwölf Spiele an“, erklärt der Europameister. Gespielt wird in einem Eishockeystadion. „Ich hoffe, dass wir von den Freunden aus Übersee etwas mitnehmen können, wie wir hier bei uns diesen wunderbaren Sport weiterentwickeln“, sagt Dieter Hussmann.