Spargelbauern starten zögerlich in Saison

Die ersten Stangen wurden geerntet. Doch wegen der niedrigen Temperaturen in der Nacht und am Morgen sind die Meerbuscher Bauern noch zurückhaltend.

Foto: Ulli Dackweiler

Die dunklen Plastikfolien liegen quadratmeterweise auf den Feldern und machen klar: Der Spargel muss noch geschützt werden. „Gestern hatten wir ja fast noch Bodenfrost“, erklärt Albert Bacher (62). Und genau das ist das Problem der Meerbuscher Spargelbauern: Eigentlich ist es noch zu frisch für das empfindliche Gemüse. „Wir arbeiten eben mit der Natur“, sagt Renate Frenken. Auch sie und ihr Mann Markus stechen den Spargel noch zögerlich und hoffen, dass es bald wärmer wird. „Noch geben wir unseren Helfern Finderlohn, wenn sie Stangen finden“, lacht Albert Bacher.

Foto: Ulli Dackweiler

Normalerweise fängt die Saison am 24. April an und dauert bis zum 24. Juni. Das Problem: Viele große Spargelbauern heizen zum Beispiel mit der Abwärme eines Kraftwerks oder haben ganz besondere Folien, unter denen es schnell wärmer wird. Die können dann früher ernten und erhöhen den Druck auf die Konkurrenz. „Bei uns steht das Telefon nicht mehr still“, heißt es bei der Familie Bacher. Alle wollen wissen: Wann gibt es den ersten Spargel? Den gibt es zwar jetzt schon, aber eben noch wenig und teuer.

Bei Bacher kostet er zwischen 12 und 14 Euro pro Kilo. Familie Frenken will nicht über 12 Euro gehen. „Das ist für unsere Kunden die absolute Schmerzgrenze.“ Zumal — je nach Kundenwunsch — noch etwas dazu kommt, lässt man den Spargel direkt auf dem Hof schälen.

Familie Bacher baut seit 19 Jahren Spargel auf ihrem landwirtschaftlichen Hof auf einer Fläche von vier Hektar an und erntet pro Saison rund 20 000 Kilogramm. Familie Frenken baut Spargel auf drei Hektar an. Wie bei Bacher werden ab Hof auch noch andere eigene Produkte wie Erdbeeren und Kartoffeln sowie Eier von den eigenen Hühnern verkauft.

Ist eine Spargelpflanze ins Erdreich gesetzt, hat sie erst einmal zwei Jahre Ruhe. Erst dann wird zum ersten Mal geerntet. Dann aber trägt sie acht bis zehn Jahre und wird pro Saison ein gutes Dutzend mal gestochen. Nach dem 24. Juni werden alle Plantagen still gelegt — „und dann wächst die Pflanze erst mal aus dem Boden“, erklärt Albert Bacher. Er weiß: „Wenn sich jemand über ein Spargelfeld informieren, vielleicht selbst anbauen will, guckt er sich das im Sommer an.“ Denn der Spargel muss gesund und kräftig aussehen. „Die Kulturpflege beginnt nach der Spargelernte.“

Familie Bacher baut den Spargel nur in den zwei Monaten von Ende April bis Ende Juni an, ansonsten betreibt sie auf 25 Hektar konventionelle Landwirtschaft mit dem Anbau von Kartoffeln, Zuckerrüben und Getreide. Der Hofladen ist nur zur Spargelzeit geöffnet, außerhalb dieser Zeit gilt Selbstbedienung bei den frischen Eiern vom Hof.

Während der Spargelsaison haben die Bachers Hilfe von polnischen Erntehelfern. Zurzeit sind drei dort, in der Hoch-Saison dann sieben. Ihr Arbeitstag beginnt um 6 Uhr morgens auf dem Feld. Sind die ersten Kilo gestochen, geht es zurück auf den Hof. Dann kommt der Spargel in eine Waschmaschine. „Hier entfernen wir 80 Prozent des Drecks“, erklärt Albert Bacher das Prozedere.

Dann geht es in die Schock-Kühlung. Der Spargel kommt bei richtig gutem Wetter mit einer Kerntemperatur von etwa 20 Grad auf den Hof und muss runtergekühlt werden. Das passiert bei einer Art Regendusche, unter der der Spargel zwei Minuten bleibt. Das Wasser ist etwa null Grad kalt. So gekühlt ist der Spargel gut drei bis vier Tage haltbar.