Stadtspitze will „Hindenburg“ halten

Die Diskussion um kritische Straßenbenennungen wird neu befeuert. Diesmal geht es um den Reichspräsident.

Büderich. Die Stadtverwaltung sieht keinen Anlass, die Hindenburgstraße in Büderich umzubenennen. Politisch wird die Frage am Donnerstag, 12. September, im Hauptausschuss diskutiert. Christian Thieme hat den Bürgerantrag gestellt.

„Unstrittig“, so schreibt Thieme, sei eine Straßen- oder Platzbenennung nach dem Reichspräsidenten Paul von Hindenburg „nach objektiven Maßstäben heute nicht mehr möglich“. Hindenburg habe Hitler aus politischem Kalkül 1933 zum Reichskanzler berufen und damit den Weg zur nationalsozialistischen Diktatur bereitet. Hindenburg habe dies bewusst getan und Hitler auf diese Weise „aktiv bei der Machtergreifung unterstützt“.

Thieme stützt seine Anregung auch auf einen Erlass des NRW-Innenministeriums von 1947, der die Namensgebung „Hindenburg“ als unvereinbar mit einer Vorgabe der alliierten Kontrollrats betrachtete, nach der Benennungen nach „militärischen Größen oder kriegerischen Ereignissen“ nicht zulässig seien.

In Büderich hatte man 1948 eine Umbenennung aufgrund dieser Regelung allerdings mit der Begründung abgelehnt, dass der Reichspräsident kein Militarist gewesen sei — eine Einschätzung, die der Regierungspräsident in Münster 1947 ausdrücklich nicht teilte. In der damaligen Diskussion hatte der RP zwei Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs die Auffassung vertreten, dass Hindenburg „mit den Ereignissen des I. Weltkriegs eng verbunden“ und als großer Feldherr angesehen worden sei. Er habe das mörderische Vorgehen der Nazis stillschweigend gebilligt.

Ungeachtet von solch kritischen Einschätzungen werden Umbenennungen regelmäßig kontrovers diskutiert. In Neuss hat der Kulturausschuss auf Anregung der SPD die Umbenennung des Hindenburgplatzes in Holzheim angeregt, nun soll zuerst der dortige Bezirksausschuss gehört werden.

Die Meerbuscher Verwaltung stellt sich angesichts des aktuellen Anlasses auf den Standpunkt, dass es keine „zwingenden Gründe“ gebe, „dass die nunmehr jahrzehntelange Bezeichnung Hindenburgstraße nicht mehr hinnehmbar“ sei, der Name solle bleiben.

In jüngerer Vergangenheit wurden nur zwei Straßen umbenannt. Aus dem Carl-Diem- wurde der Georg-Buscher-Weg. Ein Heimatforscher wurde statt des Sportfunktionärs der NS-Zeit gewürdigt. Dass auch die Sybille-Viehoff-Straße keinen Bestand hatte, war allerdings nicht politisch motiviert. Die Anwohner fanden die Rechtschreibung des Namens zu kompliziert und die Bezeichnung „An den Rheinauen“ repräsentativer.