Traditionsgaststätte Wellen ist existenzgefährdet
Eigentümer denkt über Aufgabe der Gastronomie nach. Lokal könnte Wohnbebauung weichen.
Langst-Kierst. Montags ist Ruhetag im Haus Wellen an der Straße Zur Rheinfähre in Langst-Kierst, das Restaurant ist geschlossen. Jetzt überlegt der Eigentümer laut Verwaltung, die Gaststätte aufzugeben, das Haus abzureißen. Wohnhäuser könnten auf dem Gelände des jetzigen Restaurants und des Parkplatzes sowie der Wiese am Deich entstehen. Einzel- und Doppelhäuser, so sieht es der erste Entwurf eines Bauträgers vor. Ob solche Pläne eine Chance haben, sollen nun die Politiker entscheiden.
Sicher ist, so erläutert es der städtische Fachbereichsleiter Ulrich Hüchtebrock, dass für die Realisierung der Projektskizze der Bebauungsplan geändert werden müsste. „Wohnbebauung ist in diesem Dorfgebiet grundsätzlich zulässig“, betont er. Geändert werden müsse der B-Plan aber, wenn die künftige Wohnbebauung über die zurzeit für diesen Zweck ausgewiesenen Flächen hinausgehe. Eine Bebauung auf der Grundlage des heutigen Bestands sei möglicherweise ohne diese zeitaufwändige B-Planänderung möglich, erläutert Hüchtebrock.
Denn in einem „Dorfgebiet“ sei Wohnen, Land- und Forstwirtschaft, Handwerk und Infrastruktur zur Versorgung der Bevölkerung, also Einzelhandel und Gaststätten, zulässig, „mehr als in einem reinen Wohngebiet“. Auf die gute Mischung komme es an. „Da muss das Wohnen eventuell aber auch mal zurückstehen“, sagt Hüchtebrock. Das „Dorfgebiet“, das das Gebiet Wellen und ein Stück südlich sowie die Straße Am Rheinblick umfasst, müsste eine „gemischte Baufläche“ bleiben. „100 Prozent Wohnen ist nicht erlaubt.“ Allerdings gebe es auch „keine Prozentzahl, wann das Gebiet kippt“.
Sicher ist, dass viele Kunden das Haus und den Biergarten vermissen würden — nicht nur wegen der prachtvollen gefüllten Gänse zur Martinszeit. Möglicherweise, so schlägt es die Verwaltung vor, könnten sich auch Stadtmarketing und Wirtschaftsförderung „zum Erhalt der traditionsreichen Lokalität“ einschalten. vlo