Kunst im öffentlichen Raum Vögel machen Unterführung bunt
Meerbusch · Künstler haben die Unterführung für Fußgänger und Radfahrer am Bahnhof Osterath gestaltet. Eine Beschichtung schützt das Ergebnis vor unerwünschten Schmierereien. Mittelfristig sollen weitere Betonelemente Farbe bekommen.
Bachstelze, Goldammer und Kiebitz zieren jetzt die Unterführung am Bahnhof Osterath. Sie sind das Werk der Malermeisterin und Künstlerin Anne „Lilly“ Lippek und eines weiteren Künstlers, die in der vergangenen Woche im Auftrag der Stadt an dem großformatigen Wandbild gearbeitet haben. Neben den übermannshohen Porträts der heimischen Vögel ist ein stilisiertes Höhenprofil der Stadt Meerbusch entstanden, auf der gegenüberliegenden Seite sind die Namen der Stadtteile und wichtiger Gemarkungen
vermerkt.
„Wir wollten ein Wandbild, dass den Ankömmlingen am Bahnhof direkt ein Bild von Meerbusch vermittelt“, sagt Stadtsprecher Michael Gorgs. Bunt, aber nicht schrill ist das Ergebnis geworden, die dominanten Farben sind blau und grün. „Meerbusch nennt sich ja `Stadt im Grünen`, diesen Einruck soll auch das Bild vermitteln“, sagt Künstlerin Lippek.
Das Kunstwerk entstand
aus der Notwendigkeit heraus
Entstanden ist das Kunstwerk aus der Notwendigkeit heraus. Bereits wenige Tage, nachdem im März dieses Jahres die Unterführung nach Verzögerungen endlich für den Fuß- und Radverkehr freigegeben wurde, gab es bereits erste Schmierereien auf den trist-grauen Betonwänden. Die Stadt stimmte daraufhin eine künstlerische Gestaltung mit der Aktion Straßenfarben Meerbusch ab, die bereits andere Flächen im öffentlichen Raum mit legalem Graffiti versehen hatte. Straßenfarben-Initiatorin Isabelle Hoffmann holte die entsprechenden Künstler ins Boot, die nun eine Woche in der Unterführung gearbeitet haben. Motive und Farbwahl wurden im Vorfeld mit der Stadt abgeklärt. Durch helle Farben und fröhliche Bilder sollte verhindert werden, dass sich die neue Fußgängerunterführung mit der Zeit durch Schmierereien und Müll zu einem Angstraum entwickelt.
„Wir haben zum Beispiel eine Liste mit heimischen Vogelarten bekommen, und uns daraus diese drei Exemplare ausgesucht“, berichtet Anne Lippek, wie das Motiv zu Stande kam. Vor allem der Kiebitz sei ihr wichtig gewesen. Diese Vogelart, die auf Äckern und Feuchtwiesen vorkommt, ist in Meerbusch zu beobachten, gehört aber zu den seltenen und bedrohten Vögeln. Die ersten positiven Reaktionen der Passanten kamen schon, während die Künstler noch am Werk waren.
Damit dieses und die anderen Motive lange halten, wurde nicht nur spezielle Wandfarbe verwendet, sondern auch eine Beschichtung aufgetragen, die das Gemälde versiegelt und dafür sorgt, dass darüber angebrachte Schmierereien leicht entfernt werden können. Denn die schlecht einsehbare, beleuchtete Unterführung ist eine gute Umgebung für illegale Sprayer und Wandmaler. Zwar gibt es in der Streetart-Szene einen Ehrenkodex, fremde Werke nicht zu übermalen, daran halten sich jedoch viele nicht. „Und wenn jemand seinen Namen oder ähnliches an die Wand kritzelt, hat das auch nichts mit der Graffiti-Szene und deren Ettikette zu tun“, sagt einer der Künstler.
Bei Motivwahl und Gestaltung hat auch die Deutsche Bahn, der der Bereich unter den Schienen gehört, mitzureden, zudem musste die Stadt dem Verkehrsunternehmen eine Gebühr von 1500 Euro bezahlen, um dort gestalten zu dürfen. Insgesamt wurden rund 10.000 Euro in das Wandbild investiert – auch die Stürze über der Unterführung sollen bemalt werden. Zudem sollen auch an der Unterführung Abfalleimer installiert werden, denn immer wieder landet dort Müll auf dem Boden.
Die Stadt will nun die Reaktion von Bürgern und Lokalpolitik auf das Wandbild einholen. Denn die Gestaltungsarbeit an der Unterführung ist noch lange nicht abgeschlossen, noch immer gibt es ringsherum große, triste, graue Betonwände. „Diese sind nicht ganz so anfällig für Schmierereien, weil sie besser einsehbar sind“, sagt Hoffmann. Dennoch könnten auch hier Wandbilder mit lokalem Bezug entstehen. Michael Gorgs und Dana Frey vom Dezernat Umwelt und Klimaschutz sammeln bereits intern Ideen für die Motive. „Es soll etwas sein, dass Meerbusch und Osterath repräsentiert“, so Frey. Bei der Wahl der Gestaltung sollen auch die örtlichen Vereine, Schulen, Organisationen und die Bürger Osteraths angesprochen werden. „Jeder soll sich hier wiederfinden“, so Gorgs.