Unternehmer sitzen auf der „Insel der Glückseligen“
Laut Mittelstandsbarometer wird die Wirtschaft im Rhein-Kreis in den nächsten Monaten brummen.
Meerbusch. Die Wirtschaft im Rhein-Kreis brummt — und das nicht nur aktuell, sondern auch in den nächsten Monaten. Das ist Ergebnis einer Telefonumfrage bei 500 Unternehmen, in Auftrag gegeben von der Initiative „Mittelstandsbarometer“, hinter der Kreis, Sparkasse und Creditreform Neuss stehen.
Chef-Statistiker Rainer Bovelet, der mit seinem Institut Synergie 2 die im Juli und August erhobenen Daten ausgewertet hat, ist das Fazit fast schon unheimlich: „Alle Indikatoren und Trends sind positiv. Das ist die beste Wirtschaftssituation, die wir im Kreis je gemessen haben. Da muss man eigentlich von einer ,Insel der Glückseligen’ sprechen.“
Gefragt wurden die Unternehmen nach ihrer aktuellen Lage und den Erwartungen. Basiswerte dafür sind die Auftrags-, Umsatz- und Ertragslage sowie der Personalbestand. Daraus entsteht ein regionaler Geschäftsklimaindex — aktuell mit einem Wert von 128. „Ab 100 sprechen wir von einem positiven Klima, 128, ein Sprung von plus 16 im Vergleich zum Vorjahr, ist einfach top“, sagt Chris Proios von der Creditreform.
Mit diesem Ergebnis liegt der Rhein-Kreis in der Wirtschaftsentwicklung deutlich über dem Bundesdurchschnitt. Das zeigt zum Beispiel der Blick auf die Arbeitslosenzahlen: Entgegen dem Bundestrend fiel die Arbeitslosenquote im August mit 6,5 Prozent besser aus als im Vormonat (6,6 Prozent).
Auch in allen Kommunen des Kreises hat sich die Wirtschaftslage nach den Daten des „Mittelstandsbarometers“ verbessert. Rommerskirchen, Dormagen und Korschenbroich fallen dabei dank überdurchschnittlicher Zugewinne am positivsten auf. Aber auch alle anderen Städte und Gemeinden liegen im Index noch über 120 Punkten — ein Bereich, der in früheren Jahren als unerreichbar galt.
Besser als in der Vergangenheit — und im Bundestrend — steht es auch um die Investitionsbereitschaft: Fast sechs von zehn Unternehmen im Kreis wollen in den kommenden Monaten investieren (57 Prozent, plus zwei Punkte). Das Investitionsklima im Kreis wird mit der Schulnote 2,91 spürbar positiver bewertet als im Vorjahr (3,12).
Bleibt die Frage nach der Stabilität der guten Zukunftsprognosen angesichts der aktuellen Krisen in der Ukraine und im Nahen Osten. Dank des breiten Branchenmixes und vielfältigen Geschäftsbeziehungen ins Ausland scheint der exportorientierte Kreis dafür gewappnet. „Damit können Krisen in einem Teil der Welt meist gut kompensiert werden“, sagt Schmuck. Bovelet hält negative Auswirkungen dennoch nicht für ausgeschlossen: „Wir müssen abwarten, ob es zum Beispiel weitere Sanktionen gegen Russland gibt — und was daraus folgt.“ Wenn Russland etwa seine Gaslieferungen in Richtung Westen drossele, könnten die Energiekosten steigen — mit Auswirkungen für die Unternehmen im Rhein-Kreis.