Wenn aus Freunden über Nacht Feinde werden
Schauspielkurs mit Kindern zeigt im Forum Wasserturm Arbeitsprobe seines Könnens.
Lank. Wohin nur mit den Händen, wenn man auf einer großen Bühne vor Publikum erstmals als Schauspieler seinen Text aufsagt? Die acht- bis zwölfjährigen Schüler von Christina Beyerhaus stellten sich am Freitag dieser Herausforderung — und meisterten sie, denn die Zuschauer im Forum Wasserturm spendeten nicht nur Applaus, sondern forderten sogar eine Zugabe.
Die gab es zwar nicht, dafür war den vielen Familienmitgliedern der Stolz ins Gesicht geschrieben. Nur vier Tage hatten die Kinder Zeit, nach Stimm-, Reaktions- und Konzentrationsübungen zum Einstieg ihre Rolle für die 20-minütige Aufführung einzustudieren. „Jeder von ihnen hat in dieser Zeit einen enorm großen Schritt nach vorne gemacht“, beteuert Christina Beyerhaus, die für den Verein Wasserturm die erfolgreiche Sparte Kindertheater mit ihrem Unterrichtsangebot weiter entwickelt hat.
Das kurze Stück, das die elf Nachwuchs-Mimen am Freitag aufführten, handelt vordergründig von einem belanglosen Streit zwischen den beiden Klassen einer Schule. Der Zorn schaukelt sich jedoch schnell hoch: Die eine will der Puppe der anderen die Haare abschneiden, während Protagonist Yannik Bethmann — mit fünf Jahren Schauspielerfahrung ist der Elfjährige fast schon ein alter Hase im Geschäft — sogar meint: „Kloppe ist immer gut.“
Am Ende schließen die beiden Gruppen wieder Frieden und vertragen sich. Und der Zuschauer bemerkt den tieferen Sinn: Denn der vermeintlich naive Streit unter Kindern ist in seinem Kern übertragbar auf die großen Konflikte dieser Welt, wenn Freunde über Nacht plötzlich zu Feinden werden.
„Ich habe das Stück adaptiert, aber gezielt so umgeschrieben, dass jedes der Kinder auch eine Sprechrolle bekommt“, sagt Beyerhaus. Ihr Ziel sei es nicht, die Schüler zu Schauspielern auszubilden. Die Osteratherin will Kindern lediglich mehr Selbstbewusstsein mit auf den Weg geben, damit sie sich im realen Leben besser zurechtfinden.