Wolfgang Schubert ist auch mit 80 Jahren noch fit für Karate

Der Meerbuscher ist das älteste Mitglied im Verein „Sandokan“.

Foto: Kandzorra

Mit einem Klischee räumt Wolfgang Schubert sofort auf: Karate heißt nicht gleich angreifen, kämpfen und den anderen körperlich besiegen. „Reinkloppen kann jeder“, sagt der Meerbuscher etwas flapsig. „Karate — das ist die Kunst, dem Angriff zuvorzukommen.“ Seit 22 Jahren lernt Schubert, seinen Gegenüber zu durchschauen, mit Blicken und zügigen Bewegungen einzuschüchtern,. Seit 22 Jahren also ist er körperlich und geistig beim Karate gefordert. Inzwischen hat er 80 Jahre auf dem Buckel und ist damit der älteste Karatesportler und -trainer im Verein „Sandokan Dojo“ von Didi Haas senior in Korschenbroich.

Selbstverständlich ist Schubert Träger des schwarzen Gürtels. Und zwar der sechsten Stufe, im Fachjargon würde man diesen Status als „sechsten Dan“ bezeichnen. Die Prüfung hat er erst dieses Jahr hinter sich gebracht, nachdem er 2013 bereits mit dem fünften Dan zum „Großmeister“ geworden war. Insgesamt acht Stunden pro Woche trainiert Wolfgang Schubert sich selbst und die, die Karate lernen wollen. „Das will ich auf jeden Fall solange machen, wie es noch geht“, sagt der ehemalige Schiffsbauer, der in Meerbusch wohnt.

Worauf es beim Karate ankommt? „Auf Höflichkeit und Respekt“, sagt Wolfgang Schubert, ohne zu zögern. Das gelte für Schüler ebenso wie für die Trainer der Kampfkunst, die ihren Ursprung in Japan hat. Was viele nicht wissen: Beim Karate ist es üblich, nicht nur andere Teilnehmer mit zusammengefalteten Händen und einer leichten, kurzen Verbeugung zu grüßen, sondern auch den Raum, in dem der Sport betrieben wird. „Ohne den Raum geht es schließlich nicht“, erklärt der Karate-Lehrer Didi Haas.

Er hatte 1994 die Idee, ältere Menschen in seinen Verein einzubinden. Und Wolfgang Schubert hat seine Annonce in der Zeitung gelesen. „Seitdem bin ich dabei“, sagt Schubert, der die familiäre Atmosphäre unter den Sportlern schätzt. „Mich reizt außerdem die Bewegung“, erzählt er. Tausende Techniken gebe es beim Karate. Dazu Didi Haas: „Es gibt fünf Grundtechniken der Abwehr.“ Diese sind von Kopf bis Fuß nach Körperregionen aufgeteilt, wichtig ist vor allem die Abwehr mit Armen und Beinen. Doch es geht nicht ums Kämpfen, sondern darum, dem Angriff des Gegenübers zuvorzukommen.

Solche Dinge vermittelt auch Wolfgang Schubert, der in den Kursen von Didi Haas‘ Karate-Schule in Düsseldorf und Meerbusch als Trainer aktiv ist. „Die jüngsten Schüler sind vier, die ältesten 60 Jahre alt“, sagt er. Beim Karate lernt man nie aus. Auch nicht, wenn man 80 Jahre alt ist. Deshalb wird Wolfgang Schubert auch noch von „Shihan“ Didi Haas zweimal pro Woche am Hauptsitz seiner Schule in Korschenbroich unterrichtet — im Durchschauen und in den vielen Bewegungstechniken, die zur Kampfkunst zählen. Der 80-Jährige rät Menschen in seinem Alter, beim Karate vorbeizuschauen. „Anfangen kann man in jedem Alter.“