Altersgerechte Wohnungen sind Mangelware

Die Nachfrage ist groß, das Angebot an barrierefreien Häusern ist aber ungenügend.

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Kaarst. Die Umzugskartons sind ausgepackt, die ersten Bilder hängen an der Wand: Heidi und Nick Meyer fühlen sich wohl in ihrer seniorengerechten Wohnung in Holzbüttgen, die sie vor knapp zwei Wochen bezogen haben. Zwei Jahre lang haben sie eine passende Wohnung gesucht. Ihre Vorstellungen waren klar umrissen: Sie wollten in Kaarst bleiben. „Die Wohnung sollte neu und barrierefrei sein sowie einen freien Blick haben“, sagt Heidi Meyer. „Und wir wollten uns um nichts mehr kümmern müssen: keine Mülltonnen herausstellen, keinen Schnee mehr schippen“, so ihr Mann. In Kaarst gibt es nicht viele Wohnungen, auf die diese Kriterien passen.

Leicht sei ihnen die Entscheidung nicht gefallen, ihre Doppelhaushälfte in Büttgen zu verkaufen und in eine barrierefreie Wohnung zu ziehen, so Nick Meyer (77). Die 72-jährige Heidi Meyer und ihr Mann sind fit, viel unterwegs und golfen regelmäßig. Dennoch war ihnen klar: „Ständig die Treppen rauf und runter wurde beschwerlicher“, sagt Nick Meyer. „Da wollten wir lieber zu einem Zeitpunkt umziehen, wenn es uns leichter fällt.“ Jetzt haben sie mit ihrer 130-Quadratmeter-Wohnung eine luxuriöse Alternative gefunden. Sicherlich nicht für jedermanns Geldbeutel möglich — liegt der Mietpreis immerhin bei zehn Euro pro Quadratmeter.

Durchschnittlich haben die Preise für frei finanzierte Mietwohnungen bereits 2011 die Marke von sieben Euro pro Quadratmeter geschnitten. So steht es im „Handlungskonzept Wohnen Kaarst“, das vom „Arbeitskreis Wohnen“ gemeinsam mit einem Bochumer Beratungsunternehmen erstellt wurde und derzeit in der Politik diskutiert wird.

Axel Thurner, Gesellschafter der Firma „Immobilien Thurner + Söhne“

„Besonders gefragt sind kleine Wohnungen zwischen 45 und 60 sowie sehr kleine Appartements unter 45 Quadratmetern“, heißt es darin. Egal, wie alt die Wohnungen seien, die Mietpreise lägen im Schnitt bei acht Euro pro Quadratmeter.

So wie dem Ehepaar Meyer geht es offenbar zahlreichen Senioren in Kaarst. „Aktuell haben wir viele Ältere, die ihre Häuser verkaufen möchten“, erzählt Axel Thurner, Gesellschafter der „Immobilien GmbH Thurner + Söhne“. „Doch wo sollen die denn hin?“ Es gebe nicht genügend seniorengerechte Wohnungen in Kaarst. Allein seit dem Kaarster Immobilientag vor wenigen Tagen betreue er 178 Senioren, die dringend eine Wohnung im Kaarster Stadtgebiet suchen. Thurner: „Wir selbst werden mit einem lokalen Kaarster Bauträger im kommenden Jahr mehrere seniorengerechte Mehrfamilienhäuser mit insgesamt 32 Eigentums- und Mietwohnungen im Kaarster Zentrum errichten, so dass wir zumindest die dringenden Fälle versorgen werden.“ Auch Immobilienkaufmann Elias Rayani sucht derzeit für 15 Interessenten allein aus Büttgen seniorengerechte Wohnungen. Deren Häuser, die dann zum Verkauf stünden, könne er noch nicht veröffentlichen, da die Alternativen fehlen.

Wie sehr wiederum auch Häuser in Kaarst gefragt sind, zeigte sich nicht zuletzt beim Ehepaar Meyer. Als das sein Haus zum Verkauf anbot, waren nur drei Besichtigungstermine nötig. Meyer: „Bereits der dritte Interessent schlug zu.“