Altkleider: Stadt geht gegen illegale Sammler vor
Die Kosten für die Entsorgung von Containern bleiben oft an der Stadt hängen.
Neuss. Das boomende Geschäft mit Altkleidern beschäftigt zunehmend die Neusser Stadtverwaltung. Immer öfter entdecken aufmerksame Bürger oder städtische Mitarbeiter illegal aufgestellte Sammelcontainer im Stadtgebiet und lassen sie abschleppen. Auf einem städtischen Grundstück im Hafen stapelt sich im Moment ein Dutzend solcher Sammelcontainer, die von dort entsorgt werden sollen. Sie sind mitunter beschädigt, alte Kleidung purzelt aus den aufgeplatzten Luken.
„Wir erteilen grundsätzlich keine Genehmigungen für Altkleider-Container im öffentlichen Raum“, sagt Stadtsprecher Sascha Severin. Und dennoch müssen die Mitarbeiter des Ordnungsamtes im Jahr zwischen 20 und 50 solcher illegal aufgestellter Sammelboxen abschleppen.
Das Problem ist, dass sich mit alter Kleidung seit Jahren richtig viel Geld verdienen lässt. Gewerbliche Sortierbetriebe bezahlen nach Auskunft des Verbands Fairwertung im Moment zwar etwas weniger als noch vor einem Jahr, dennoch liegt der Preis momentan noch immer bei 350 bis 400 Euro pro Tonne Altkleider. „Die internationale Nachfrage nach Second-Hand-Kleidung hat seit der Wirtschaftskrise in Osteuropa und Afrika enorm zugenommen, und damit auch der Preis“, sagt Thomas Ahlmann, Sprecher von Fairwertung.
Die Folge: Nicht mehr nur karitative Einrichtungen tragen gebrauchte Kleidungsstücke zusammen, sondern auch gewerbliche Sammler (an den Haustüren), die Kommunen selbst — und natürlich illegale Sortierer. In der Stadt Neuss sammelt seit dem vergangenen September der Entsorger Abfall- und Wertstofflogistik (AWL), dazu stehen rund 100 Container im Stadtgebiet. Außerdem hat das Deutsche Rote Kreuz (DRK) Container an zehn Standorten aufgestellt. Je mehr illegale Container im öffentlichen Raum stehen, umso geringer fällt die Menge bei den ehrlichen Organisationen aus.
Für die Stadt bringen die illegalen Behälter aber noch mehr Probleme: Sie bleibt meist auf den Kosten sitzen. Wer einen Container ohne Genehmigung aufstellt, erhält nämlich einen Gebührenbescheid von 70 Euro. Wenn er nicht entfernt wird, erhöht sich das Verwarngeld um weitere 80 Euro plus 50 Euro Verwaltungsaufwand. Macht 200 Euro pro illegalem Container, und da ist die Entsorgung noch nicht mit eingerechnet.
Doch in den seltensten Fällen stehen die Aussichten, die Gebühren auch einzutreiben, gut. Es lässt sich nämlich schlicht kaum ermitteln, wer den Container aufgestellt hat. Die Aufdrucke geben keinerlei Hinweise. Im Verband Fairwertung sind noch weitere raffinierte Methoden bekannt. Manche Container geben zwar Adresse und Telefonnummern preis, doch dahinter verbirgt sich dann nicht selten ein undurchdringliches Netzwerk von Scheinfirmen.
Ein anderer bundesweiter Trend laut Tobias Ahlmann: „Mittlerweile werden sogar Container von Maltesern oder ähnlichen Einrichtungen gestohlen und dann in einer anderen Stadt illegal zur Sammlung aufgestellt.“