Streit um viele Details Grünes Licht für Schützen in Neuss
Neuss. · Rechtzeitig zum Schützenfest ist es vollbracht: Am Büchel regeln Schützenampelmännchen den Verkehr.
Die Innenstadt von Neuss, der Schützenhauptstadt des Landes, ist um eine kleine Attraktion reicher. Denn am Montag Nachmittag wurde an der Kreuzung Büchel/Glockhammer/Sebastianusstraße die erste Schützenampel installiert. Gleich nach der Umrüstung der beiden Übergänge am Büchel – die an Glockhammer und Sebastianusstraße bleiben in der alten Optik – waren die Ampelmännchen ein gefragtes Fotomotiv für viele Schaulustige, die mehr als einmal vom Klingeln der herannahenden Straßenbahn von der Fahrbahn gescheucht werden mussten. „Das ist jetzt nicht so wichtig wie eine Rentenreform – aber eben nett“, sagte die SPD-Stadtverordnete Constanze Stroeks, die Ideengeberin für dieses Projekt.
Die Schützenampel zeigt als rote (stehende Figur) einen Grenadier und als grüne (gehende) ein Männchen in der Uniform der Schützenlust. Sie repräsentieren die beiden größten Korps im Neusser Regiment, so dass Bürgermeister Reiner Breuer zuversichtlich ist, dass die Auswahl „Gnade in den Augen der Schützen finden wird“. Mit dieser Wahl wurde auch ein sich im Mai anbahnender Streit unterschiedlicher Urheber geschlichtet.
Das gehende Ampelmännchen kommt jetzt aus der Werkstatt von Cornelia Heuser, die schon seit 20 Jahren aus Holz ausgesägte und bemalte marschierende Schützen in 15 Variationen auch über die Tourist-Info von Neuss-Marketing anbietet. Mit ihren Gestaltungsideen wollten Neuss-Marketing und Bürgerschützen zunächst arbeiten. Adriana Meyen, Inhaberin der Firma „4040 Neuss 1“, bot wiederum eigene Designs an, die sie sich vom Deutschen Patent- und Markenamt auch urheberrechtlich schützen ließ. Von ihr sind die roten Ampel-Grenadiere.
Der Rückgriff auf externe Designs bedeutet aber auch, dass die Stadt keine eigene Serie mit Merchandise-Produkten rund um das Ampelmännchen entwickeln und vertreiben wird. Damit, so hatte Stroeks bei Vorstellung ihrer Idee im vergangenen Oktober geworben, ließe sich sicher Geld verdienen. Nun erkennt sie an, dass Adriana Meyen das Potenzial der Schützenampel-Männchen schnell erkannt hat und konsequent bedient. „Die macht halt einen guten Job.“ Als Motiv auf Kaffeetassen, auf Polo-Shirts oder Hoodies gestickt oder als Schlüsselanhänger gibt es ihre Schützenmotive schon, es würden aber noch viel mehr Dinge dazu kommen, kündigt Meyen an. Und: Bislang vertreibt sie die wachsende Kollektion vor allem über das Internet, ab dem Herbst wird man die Artikel auch in einem schon angemieteten Ladenlokal am Freithof erwerben können.
Zu der, so Breuer, kniffeligen und spannenden Frage der Motivwahl kamen noch andere Probleme. Die Grünen vermissten eine Schützenfrau als Motiv, die Linkspartei fragte genervt, ob denn in Neuss nur die Schützen Kulturträger seien, und die CDU wollte den Antrag der SPD nur mittragen, wenn für die Umgestaltung kein Cent aus der Stadtkasse herausgerückt werden muss. Letzteres immerhin gelang, denn die Kosten für die erste Schützenampel am Büchel in Höhe von rund 3800 Euro übernimmt die Volksbank Düsseldorf-Neuss. Deren Vorstandssprecher Rainer Mellis, selbst Grenadier, rätselte mehr zum Scherz darüber, ob sich die zum Festzug auf der Sebastianusstraße antretenden Schützen beim Einbiegen auf den Büchel nach dem Major richten – oder die Ampel beachten müssten. Neben diesen Fragen wurden auch Vorbehalte aus Gründen der Verkehrssicherheit vorgetragen. „Es gab viele Bedenkenträger“, seufzte Breuer, der erleichtert ist, dass eine Lösung gefunden werden konnte – auch ohne eine lichttechnische Abnahme durch die Bundesanstalt für Straßenwesen.
Dass die Übergänge Sebastianusstraße und Glockhammer an der Kreuzung im alten Look bleiben, weil sie als Signalgeber anders bewertet werden müssen, will er so noch nicht hinnehmen. „Da ist das letzte Wort noch nicht gesprochen“, sagte der Bürgermeister