Apotheker müssen nachts häufig Nerven beweisen
Heute ist der Tag der Apotheke. Der Notdienst ist eine Herausforderung.
Neuss. Das mulmige Gefühl, das einen ab und an beschleicht, gehört wohl zum Beruf des Apothekers dazu. Besonders, wenn die Nacht einbricht, die Ladentür verriegelt ist und mit Kunden nur noch durch eine kleine Luke kommuniziert wird. Nicht immer kommen die Menschen in dieser dunklen Zeit, um sich Kopfschmerztabletten oder Wärmepflaster zu holen. „Man weiß nie, wer da vor der Tür steht“, sagt Christoph Napp-Saarbourg, Sprecher des Apothekerverbandes des Rhein-Kreises. Mit dem heutigen Tag der Apotheke will die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände auf die Bedeutung ihres Berufes für die Arzneimittelversorgung der Bevölkerung aufmerksam machen.
In den Nachtstunden ist für den Apotheker oft Zeit totschlagen angesagt. Dabei darf er nachts nicht allzu schläfrig sein. Wachsamkeit ist gefragt. „Manche Kunden nutzen den Nachtdienst, um gefälschte Rezepte vorzulegen. Sie denken, da würde nicht so gut aufgepasst“, sagt Napp-Saarbourg. Nicht alle würden zudem cool reagieren, wenn der Apotheker sie auf frischer Tat ertappt. Manche seien sogar richtig aggressiv. Zudem sei es keine Seltenheit, dass Drogenabhängige in den späten Stunden versuchen, an ihre Ersatzstoffe zu kommen. „Das Problem ist, dass man alleine in der Apotheke ist. Da hat man im Notfall keinen allzu großen Handlungsspielraum“, sagt Napp-Saarbourg. Harmloser seien da die Feierwütigen, die sich nach einer durchzechten Nacht einen Spaß erlauben und Viagra oder Potenzmittel bestellen.
Wilhelm Junior, Chef der Elch-Apotheke in der Nordstadt, erlebt immer wieder nächtliche Anrufe. „Oft heißt es dann, der Kunde komme sofort vorbei“, sagt Junior: „Man hält sich dann wach und wartet, aber es kommt niemand.“