Asylheim am Stadteingang geplant
Grevenbroich. Die Stadt muss bis zum Jahresende noch 350 Flüchtlinge unterbringen — darunter die 150 Menschen, die sie im Rahmen der Amtshilfe für das Land Nordrhein-Westfalen aufnimmt. Für die noch notdürftig untergebrachten Asylbewerber bahnt sich eine Lösung im alten Finanzamt an.
Laut Sozialdezernent Claus Ropertz könnte das leerstehende Gebäude voraussichtlich ab Ende November als Unterkunft genutzt werden. Er sagt das im Konjunktiv, weil vorher noch einige Fragen geklärt werden müssen.
„Der Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW hat uns ein mietfreies Angebot für diese Immobilie unterbreitet“, erklärt Bürgermeisterin Ursula Kwasny. Das Gebäude sei ihrer Meinung nach eine gute Alternative für die Alte Feuerwache und die Turnhalle am Stadion, die als Notquartiere hergerichtet wurden. In den ehemaligen Amtsstuben könnten Wohnräume eingerichtet werden, die große Kantine eigne sich für die Essensausgabe, für die zurzeit das Alte Schloss genutzt wird.
„Das Objekt muss allerdings noch mit Duschen ausgerüstet werden“, sagt Claus Ropertz. Und das ist mit Kosten verbunden. Obwohl die Stadt dem Land Amtshilfe gibt, soll sie zum einen den rund 400 000 Euro teuren Einbau der Duschen zahlen. Und: Sie muss auch für den Ausbau dieser sanitären Anlagen aufkommen, sobald das Gebäude nicht mehr als Unterkunft genutzt wird. Diese „harten Nüsse“ will Claus Ropertz nun in Gesprächen mit Vertretern des Landes knacken.
Das Finanzamt wird bis zum Jahresende jedoch nicht alle Probleme lösen. Da sämtliche Unterkünfte belegt sind, muss die Stadt für die restlichen Flüchtlinge, die noch erwartet werden, weitere Quartiere schaffen. Claus Ropertz wird dem Stadtrat am nächsten Donnerstag vorschlagen, ein Container-Dorf für 100 Menschen zu schaffen — das soll entweder auf der kircheneigenen Fläche hinter dem Hagelkreuz am Stadteingang oder an der Gillbachstraße in der Nähe des Gas-und Wasserwerks entstehen. Die Kosten: etwa zwei Millionen Euro.
Darüber hinaus will die Stadt einen preisgünstigen Container für 30 Personen erwerben, der an der Merkatorstraße hinter dem Bahnhof aufgestellt werden soll. Ein weiterer für 16 Personen ist an der Unterkunft an der Hansendstraße in Frimmersdorf geplant.
Für 2016 rechnet Ropertz mit 600 weiteren Flüchtlingen. Wo diese Menschen untergebracht werden sollen, ist zurzeit unklar. Stadteigene Gelände für große Containerdörfer gebe es nicht mehr. In einem interfraktionellen Gespräch zur Flüchtlingsproblematik wurde am Mittwochabend angeregt, eine Idee aus Dormagen aufzugreifen. Die Nachbarstadt prüft, eine Landesaufnahmeeinrichtung für bis zu 800 Flüchtlinge zu schaffen. Die Stadt könnte dadurch andere Unterkünfte abbauen.