Ahmet Tuzkaya möchte mitentscheiden können

Ahmet Tuzkaya kämpft an vielen Fronten. Seine im Vorjahrgegründete Partei, das Bündnis für Innovation und Gerechtigkeit (BIG), ist klein, seine materiellen Möglichkeiten sind begrenzt. Und weil mit ihm ein gebürtiger Türke an der Spitze des Kreisverbandes steht, dessen Stellvertreter zudem Araber ist, werden der BIG-Partei vorschnell Etiketten wie „Migrantenpartei“ aufgeklebt.

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Diese Wahrnehmung zu korrigieren ist ein Grund, warum die junge Partei mit dem 46-jährigen Tuzkaya einen eigenen Kandidaten für das Bürgermeisteramt aufstellt.

Tuzkaya kam 1970 im Alter von neun Monaten nach Deutschland. Er wuchs in Neuss auf, wo sein Vater in den Aluminiumwerken Arbeit fand, und entschied für sich schon früh, bleiben zu wollen. 1995 ließ er sich einbürgern, denn: „Ich wollte hier mitreden.“ Die Möglichkeiten des Ausländerbeirates, in den er damals hineingeschnuppert hatte, schienen ihm dafür zu begrenzt. Seitdem vertritt er die Forderung, dass alle Ausländer zumindest bei der Kommunalwahl Stimmrecht bekommen sollten: „Um dazu zu gehören, heimisch zu werden, muss man mitentscheiden dürfen.“

Seine Partei errang drei Monate nach Gründung ein Mandat im Stadtrat. Als „Partei des kleinen Mannes“, versteht sich BIG, sagt Tuzkaya, der deren Belange gut zu kennen glaubt, ist er doch einer von ihnen. Unter den fünf Bürgermeisterkandidaten ist der gelernte Zerspanungstechniker, der durch die jüngste Insolvenz seinen Job bei Whitesell verloren hat, der einzige Arbeiter — der allerdings an der Fern-Uni studiert seinen Abschluss als Wirtschaftswissenschaftler machen will. Aus diesem Blickwinkel sieht er seine Aufgabe darin, Lösungen für die vielen Probleme des Alltags zu finden. „Damit“, wie er es auf den Punkt bringt, „den Menschen das Leben erleichtert wird.“ Der Ehemann und dreifache Vater glaubt an kein Wunder am Wahltermin. Aber er glaubt an die Zukunft — auch für die kleinen Parteien.