Atelierhaus: Kreative unter einem Dach
Das Atelierhaus an der Hansastraße ist der Arbeitsplatz von 28 bildenden Künstlern.
Neuss. Das Atelierhaus an der Hansastraße im Neusser Hafen hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich. Bevor die Künstler einzogen, produzierte hier die „Neußer Nudel- und Stärkefabrik Pet. Jos. Schram“ von 1922 bis 1963 Weizenstärke. Später nutzte die Firma 3M das Backsteingebäude und richtete dort Labore ein.
Seit 2007 ist das Überbleibsel der ehemaligen Nudelfabrik der Arbeitsplatz für 28 Künstler. Die Zahl der Bewerber für die Räumlichkeiten war groß, kein Wunder bei einer Nettomiete von drei Euro pro Quadratmeter. Kulturamtsleiter Harald Müller, sein Mitarbeiter Christian Weber und Ildefons Höyng, Dozent für Malerei an der Alten Post, fiel die Auswahl damals nicht leicht.
„Wir haben darauf geachtet, studierten Künstlern ebenso wie Autodidakten einen Platz zu bieten“, sagt Weber. Eine Rolle habe auch der Bezug der Künstler zur Stadt Neuss gespielt.
Hauptmieter war von 2007 an die Deutsche Kammerakademie, die den 153 Quadratmeter großen Ausstellungsraum im Parterre als Proberaum nutzt. Der Raum wurde damals eigens für die Kammerakademie zum schnell veränderbaren Multifunktionsraum ausgebaut. Christian Weber ist froh über diesen festen Mieter: „Das Atelierhaus ist nicht subventioniert. Die Kosten werden komplett über die Mieteinnahmen gedeckt.“
Die Größe der Ateliers in dem zweigeschossigen Flachbau ist recht unterschiedlich, sie reicht von knappen zwölf bis zu recht großzügigen 75 Quadratmetern. „Eine Größe von zwölf Quadratmetern ist zum Arbeiten natürlich manchmal problematisch“, gibt Weber zu, „aber auf der anderen Seite bleibt da auch die Miete überschaubar.“
Zwischen vier und sechs Mal im Jahr wird das Atelierhaus als Ausstellungsraum genutzt. Dann präsentieren sich neben den im Haus arbeitenden Künstlern auch externe Gäste, die von Weber und seinem Amtsleiter Harald Müller zum Teil direkt angefragt werden.
Die kommende Ausstellung zeigt Arbeiten der Künstlerin Dzana Wallmeier-Vajraca, die zuletzt mit Gefangenen einer Künstlergruppe der Justizvollzugsanstalt Willich gearbeitet hat. Vom 15. bis zum 24. September lädt sie an der Hansastraße zu einem „Interkulturellen Rendezvous der Künste“ ein.
Lesungen, Workshops und Konzertabende — unter anderem mit dem Jazz-Gitarristen Philipp van Endert — , begleiten die Ausstellung, die sich um einen Brückenschlag zwischen abendländischer und orientalischer Kultur bemüht.