Schützenfest ist jetzt eine Marke
Noch zwei Wochen: Schützen-Präsident Thomas Nickel im Gespräch.
WZ: Herr Nickel, Sie sind im 25. Schützenjahr. Kommt da Nostalgie auf?
Nickel: Ja, schon. Als ich 1987 zum ersten Mal über den Markt gegangen bin, dachte ich ja wirklich, das ist das einzige Mal . . .
WZ: Das Regiment wächst und wächst. Wieviel Marschierer verträgt die Zugstrecke?
Nickel: Ich weiß es nicht. Wir haben uns entschieden, nie zu sagen, dass es eine Obergrenze gibt. Aber es gilt auch: Wir lassen uns nicht treiben und müssen nicht jedes Jahr einen Rekord melden. Schön ist natürlich, dass immer neue Züge gebildet werden.
WZ: Welche Korps sind bei Neugründungen besonders begehrt?
Nickel: Schützengilde, Hubertusschützen, dann die Grenadiere. Bisher galt das allein für die Schützenlust, gut, dass es sich jetzt ausweitet. Ich wünsche mir das nun auch für das Jägerkorps, das ist derzeit nicht so attraktiv für junge Leute.
WZ: Wieviel Kandidaten haben sich bei Ihnen schon fürs Vogelschießen angemeldet?
Nickel: Keiner. Aber das beunruhigt mich nicht. Kandidaten haben sich so manches Mal erst auf Schützenfest gemeldet.
WZ: Einer der drei Ehrengäste ist in diesem Jahr US-Botschafter Philip D. Murphy. Hat er schon eine Einführung erhalten? Weiß er, worauf er sich einlässt?
Nickel: Natürlich. Der Kontakt kam über den Neusser Christoph Heusgen zustanden, der ja außenpolitischer Berater der Bundeskanzlerin ist. Bei einem Frühstück in der amerikanischen Botschaft in Berlin haben wir alles klar gemacht. Wir haben uns gleich gemocht.
WZ: Im vergangenen Jahr gab es lange Querelen um das nach der Love-Parade erstmals verlangte Sicherheitskonzept. Geht diesmal geräuschloser ab, auch wenn sie das Tannengrün an der Tribüne feucht halten müssen?
Nickel: Das mit dem Tannengrün ist natürlich ein Blödsinn. Tatsächlich ist es so, dass wir noch mehr vorlegen müssen als im vergangenen Jahr. Das Zelt muss zum Beispiel als Bauwerk genehmigt werden, und so weiter. Wichtig ist mir: Es gibt keine Probleme mit der Stadt. Die Vorgaben kommen vom Land. Jedenfalls haben wir unser Sicherheitskonzept am Dienstag dieser Woche eingereicht. Ich hoffe, eine Woche vor Schützenfest ist es genehmigt.
WZ: Die Neusser Bürger-Schützen werden erstmals offensichtlich großzügig von den Stadtwerken gesponsert. Tragen Sie bei der Königsparade ein SWN-Logo am Frack?
Nickel: Kein Logo auf dem Frack! Es stimmt, die Stadtwerke sponsern das Schützenfest. Zuvor haben wir das „Neusser Bürger Schützenfest“ als Marke eintragen lassen, jetzt können wir das Fest ganz anders vermarkten. Diese Vermarktung haben wir an die Neusser Agentur H 1 verpachtet. Die hat einen Sponsor gesucht und die SWN gefunden.
WZ: Was geschieht mit den Einnahmen?
Nickel: Der Nettobetrag, der an uns fließt, kommt auch der Stadt Neuss zugute: Wir zahlen jetzt für Dinge, die bisher für uns unentgeltlich waren. Die Nutzung von Stadthalle und Zeughaus zum Beispiel. Ich habe immer gesagt: Wenn wir mehr Geld haben, werden wir das nicht auf den Stapel legen.
WZ: Nicht nur Schützen haben in den vergangenen Wochen nach Münster geschaut. Ein schwuler König mit seinem Freund als „Königin“ — denkbar auch in Neuss?
Nickel: Nein. Wenn der Schützenkönig eine Königin hat, so ist das eine Frau. Der Partner eines schwulen Königs ist doch keine Königin — oder? Im Übrigen: Wir haben natürlich verpartnerte Homosexuelle unter unseren Schützen. Das ist doch überhaupt kein Thema.
WZ: Das Schönste am Schützenfest ist für den Präsidenten?
Nickel: Wenn bis Dienstagabend nichts passiert ist. Wenn es kaum geregnet hat. Und wenn alle viel Freude hatten.