Die Kosten für eine Heimunterbringung steigen
Defizit fällt um 1,3 Millionen Euro höher aus als erwartet. Ausgleichsrücklage ist fast aufgezehrt.
Neuss. Ein Defizit von knapp 23 Millionen Euro steht für das Jahr 2011 im Haushalt. Nach sechs Monaten muss die Kämmerei diese Zahl nach oben korrigieren. Es gibt zwar diverse Verbesserungen, doch überwiegen die Verschlechterungen: Die Stadt rechnet in ihrem Bericht zur Haushaltslage nun mit einem Fehlbetrag von 24,25 Millionen Euro.
Wesentlich bei den Verschlechterungen ist eine Entwicklung im Sozialbereich. Deutlich hat sich die Zahl der Kinder und Jugendlichen erhöht, die unter den Begriff „Inobhutnahme“ fallen, die aus den Familien genommen und in stationären Einrichtungen untergebracht sind. 1,65 Millionen Euro mehr als geplant werden dafür in diesem Jahr fällig. Insgesamt liegt der Ansatz für erzieherische Hilfen bei 13,27 Millionen Euro, er wird um 1,7 Millionen steigen.
Der Anstieg der Unterbringungszahlen sei allerdings keine typisch Neusser Entwicklung, betont Sozialdezernent Stefan Hahn. Zum einen gebe es eine stärkere Sensibilisierung in der Bevölkerung: „Es melden sich einfach mehr Anrufer beim Jugendamt, die auf Probleme hinweisen.“ Andererseits steige die Zahl der Familien, die ohne Hilfe nicht mehr zurechtkommen. Die Stadt versucht, möglichst mit ambulanten Hilfen gegenzusteuern. Doch bleiben immer Kinder, die in einem Heim untergebracht werden müssen — mit Kosten von bis zu 9000 Euro im Monat.
Für eine weitere deutliche Verschlechterung im Haushalt gegenüber dem Ansatz steht die Kreisumlage. 80,8 Millionen Euro stehen im Etat, nun sind fast 4 Millionen Euro mehr zu zahlen.
Diese und andere negative Entwicklungen können durch die Verbesserungen nicht aufgefangen werden. Dank der guten Konjunktur erwartet die Kämmerei zum Beispiel Mehreinnahmen beim Anteil an der Einkommensteuer von 5,5 Millionen Euro, und nicht zuletzt freut man sich über die Ausschüttung der Stadtwerke von 4,37 Millionen Euro — nach dem guten Jahresergebnis 2010 deutlich mehr als erwartet. Die Gewerbesteuer, Haupteinnahmequelle der Stadt, wird wohl den kalkulierten Ansatz erreichen: knapp 140 Millionen Euro.
Da auch für 2012 ein Fehlbetrag von immerhin noch 12,5 Millionen Euro erwartet wird, ist nach Mitteilung der Kämmerei dann Ende 2012 die Ausgleichsrücklage, aus der die Beträge in Höhe der Defizite entnommen werden, vollständig aufgezehrt. Erst für 2013 wird wieder mit einem positiven Abschluss gerechnet. uda