Kritik an Masterplan-Ideen

Bürgermeister Herbert Napp verwirft Pläne des Essener Büros für die Stadtgestaltung.

Neuss. Um Potenziale zu nutzen und Projekte voranzutreiben, brauche es einen übergreifenden Masterplan, an der sich die künftige städtebauliche Entwicklung zwischen Innenstadt und Rheinparkcenter orientieren kann. So argumentieren im vergangenen Jahr die Befürworter.

Doch schon die Absicht eines Masterplans für Neuss bringt ordentlich Zündstoff mit sich: Bürgermeister Herbert Napp macht keinen Hehl daraus, dass für ihn ein Planwerk dieser Art „überflüssig“ ist. Im Dezember beschließt die Politik dennoch die Einleitung eines Masterplan-Verfahrens, das Essener Planungsbüro Dieter Blase nimmt seine Arbeit auf. Im Juli tagt erstmals die Lenkungsgruppe — ohne Napp. Nun liegen der Verwaltung die ersten Entwürfe des Projektentwicklers vor.

„Mit großer Sorge“ reagierte Stadtchef Herbert Napp am Montag auf diese ersten Pläne, deren weitere Bearbeitung er gerne stoppen würde. „Die Ideen sind grundsätzlich falsch“, sagt er. „Ich habe Bedenken, dass die Vorschläge mit der Verwaltung in Verbindung gebracht werden. Wir distanzieren uns klar von diesen Entwürfen“, sagt der Bürgermeister. Er sieht diverse Schwachstellen: Eine Realisierung sei eine Bedrohung für die Hafenbetriebe und würde die langfristigen Pläne der Stadt dort „komplett konterkarieren“.

Das Essener Büro sollte erarbeiten, wie die Achse Rheinparkcenter — Innenstadt verkehrlich und städtebaulich weiter entwickelt werden kann. 50 000 Euro standen dafür im Haushalt 2010.

Die Planer schlagen vor, die Hammer Landstraße zu einer Allee aufzuwerten. Im Rheinparkcenter sei ein Outlet denkbar und so genannte Urban Entertainment-Angebote. Derartige Ideen sind laut Napp Gift für die City-Händler: „Dann können wir die Innenstadt gleich ihrem Schicksal überlassen.“

Auch der Vorschlag, den Europadamm städtebaulich zu integrieren und dort neues Wohnen zu ermöglichen, findet bei Napp wenig Anklang: „Die Hafengleise müssten zurückgebaut und die komplette Eisenbahnstruktur aufgelöst werden.“

Eine weitere Idee: Um die Batteriestraße zu entlasten, soll eine neue Straße durch das Hafengebiet gebaut werden. Grundsätzliche Kritik: Über Hafenflächen kann die Stadt nicht einfach verfügen.

Planfall 2 greift den Plan einer Fußgängerbrücke von der Batteriestraße zur Hafenmole 2 auf. Von diesem Punkt aus könnte laut Planungsbüro eine neue Verbindung bis hin zur Düsseldorfer Straße entstehen. Dann aber müsste das Hafenbecken 1 komplett aufgestaut und wasserdicht abgetrennt werden.

Ein Einfall, den Napp als absolut falsches Signal in Richtung Hafenindustrie und insbesondere Thywissen wertet. „Wir pflegen eine lang gewachsene Verbindung mit dem Hafen und lösen unsere Konflikte unter gegenseitiger Rücksichtnahme“, erklärt der Stadtchef. „Wir können auch nebeneinander.“