Drogenhilfe: Zurück ins normale Leben
In einer Wohngruppe des Caritasverbandes lernen Menschen, ihre Sucht zu überwinden.
Rhein-Kreis Neuss. Der Weg in die Sucht hat harmlos begonnen. „Mit fünfzehn Jahren habe ich nach dem Fußballspielen mein erstes Bier getrunken“, sagt Thomas F. (Name geändert). „Die Älteren haben den Alkohol besorgt. Es ging darum, mitzuhalten.“ Dann rauchte F. den ersten Joint. Zwei Jahre später trank er abends nach der Arbeit bis zu einer halben Kiste Bier, dazu Schnaps. Auch Ecstasy und Speed probierte er — bis eine Psychose alles auf den Kopf stellte.
„Ich verlor meinen Job. Mein Vermieter kündigte mir die Wohnung“, sagt F. Im Wahn schleppte er seine Möbel auf die Straße und zündete sie an. „Ich war zwei Jahre lang obdachlos, hatte keinen Kontakt mehr zu meinen Eltern und bettelte.“ Heute ist der 30-Jährige wieder trocken — dank seiner eigenen Kraft und der Caritas-Sozialdienste.
Im Haus am Stadtpark an der Schorlemerstraße fand F. die notwendige Unterstützung. Er lernte in der soziotherapeutischen Einrichtung, wieder suchtfrei zu leben. „Wir geben eine feste Tagesstruktur vor“, sagt Fachbereichsleiterin Anette Nix.
„Es gibt verpflichtende Essenszeiten. Zudem werden die Bewohner für Dienste im Haus eingeteilt.“ Es werden Arbeits- und Beschäftigungstherapien sowie Sport angeboten. Das Personal hilft bei der Bewältigung von Problemen — zum Beispiel beim Abbau von Schulden.
„Bedingung ist natürlich Abstinenz. Es gibt unregelmäßige Drogen- und Alkoholkontrollen“, sagt Nix. „Die Bewohner haben aber, wenn sie stabil sind, einen normalen Ausgang.“ Am Wochenende dürfen sie woanders übernachten. Sie sollen lernen, sich selbst einzuschätzen.
Nach längerer Abstinenz ziehen vereinzelt Bewohner in die Wohngruppe an der Kapitelstraße. Dort organisieren sie ihren Tagesablauf erstmals wieder selbst. Jeder hat einen Haustürschlüssel, geht einkaufen und sogar arbeiten. „Durch die Sucht verlernt man viel“, sagt Nix. Unterstützt werden die Bewohner von zwei Sozialarbeitern. Am Wochenende sind sie auf sich alleine gestellt. Alkohol- und Drogenkontrollen gibt es auch hier.
Seit zwei Jahren wohnt Thomas F. in der WG — seit einem halben Jahr in einer der zwei Probewohnungen mit eigener Küche. „Aber jetzt ziehe ich aus und werde ambulant betreut“, sagt er. Einen Job hat er ebenfalls. „Ich arbeite schon länger bei den Gemeinnützigen Werkstätten. Jetzt habe ich eine feste Stelle.“ Ein Lohn, den er sich hart erarbeitet hat.