Badespaß erfordert viel Technik
Ohne Robert Tempel säßen die Besucher des neuen Hallenbads „Sammys“schnell auf dem Trockenen. Er ist der Mann, der mit dem richtigen Dreh an Schaltern und Reglern für Planschvergnügen sorgt. Ein Besuch.
Dormagen. Es ist warm, sehr warm sogar. Im Obergeschoss des im vergangenen Sommers eröffneten Stadtbades „Sammys“ könnte man leicht eine Sauna einrichten. Zumindest für die Mitarbeiter, denn nur die dürfen die Lüftungszentrale betreten. Drei Anlagen sind installiert: eine für die Schwimmhalle, eine für das Variobecken und eine für die Umkleiden und Duschen. Durch silberfarbene Schächte wird die ganze Luft im Hallenbad ausgetauscht. Die größte Maschine wälzt 24 000 Kubikmeter Luft pro Stunde um.
Filtermatten in den Kanälen sorgen dafür, dass keine Keime von draußen in das Innere geblasen werden. „Die Hygiene steht für uns an erster Stelle“, sagt Betriebsleiter Robert Tempel. Der 49-Jährige hatte noch im alten Hallenbad von Dormagen eine zweieinhalbjährige Ausbildung zum Fachangestellten für Bäderbetriebe absolviert und später seinen Meister gemacht. „Neben der Betreuung der Badegäste und der Bedienung der Anlagen geht es in erster Linie um die Desinfektion“, erklärt er.
60 Kilogramm Reinigungsmittel werden pro Woche verbraucht. Vor der Öffnung des Schwimmbades gibt es einiges vorzubereiten. „Stimmt die Qualität des Wassers? Ist es warm genug, da die Lufttemperatur laut Vorschrift zwei Grad über der Wassertemperatur liegen muss? Sind keine Fliesen kaputt, damit sich keiner verletzt?“, zählt Tempel auf. 16 Fachkräfte sind im Wechsel tätig. Die Frühschicht geht von 5.30 bis 14 Uhr, die Spätschicht von 14 bis 22 Uhr. An Wochenenden und Feiertagen wird auch gearbeitet.
„Manche Gäste denken tatsächlich, dass wir am Abend das Wasser wie in einer Badewanne ablassen und morgens wieder neues Wasser einlassen“, sagt Tempel lächelnd. Tatsächlich findet andauernd ein Austausch statt. Während des Badebetriebs schwappt das Wasser durch die Gitter am Beckenrand in die Überlaufrinnen und fließt in die Aufbereitungsanlage im Keller. Die beiden Vorratsbehälter mit den grauen und schwarzen Rohren sind das Herzstück des Stadtbades. Durch Bullaugen kann man das genutzte Wasser betrachten. Am linken Rand eines Glases haben sich rote, weiße und blaue Kügelchen angesammelt. „Das ist der Abrieb von den Schwimmbrettern“, erklärt Tempel. Auch Haarbänder und Hühneraugenpflaster sind zu sehen.
„Wir geben als erstes Chemikalien dazu, damit der Schmutz überhaupt filtrierbar ist.“ Dann wird das Wasser durch Filter aus Aktivkohle und Sand gepresst. Das gereinigte Wasser wird durch Pumpen wieder in die Schwimmbecken befördert. Pro Besucher werden zusätzlich 30 Liter Frischwasser hinzugegeben. Ein pH-Wert-Regulierer bringt das Wasser auf einen neutralen Bereich. Am Ende wird automatisch gechlort. Insgesamt verbraucht das Hallenbad zwei Tonnen flüssiges Chlor. „Die Konzentration im Wasser ist so hoch, dass in 30 Sekunden jeder Keim abgetötet wird“, sagt Tempel. Die Einhaltung der Hygienevorschriften wird vom Gesundheitsamt des Rhein-Kreises regelmäßig kontrolliert.
Ein Blockheizkraftwerk, das mit Gas betrieben wird, und Fernwärme liefern die benötigte Energie, um das Wasser zu erwärmen und in alle Bereiche des Gebäudes zu verteilen. Das Sportbecken hat 28 Grad, das Variobecken 31 Grad, das Planschbecken ist 32 Grad warm. Die Bedienung der Haustechnik hat sich stark gewandelt. „Im alten Schwimmbad bin ich runtergegangen und habe einen Hebel mit der Hand umgelegt, jetzt sitze ich vor einem Monitor und steuere die Prozesse mit einem Computer“, so Tempel. Oft sind die 16 Angestellten auch in diplomatischer Mission unterwegs: Einigen Gästen zieht es, anderen ist es zu warm, Ältere suchen das Gespräch, Gegenstände werden verloren und gefunden, Kinder wollen getröstet werden. Und so meint Betriebsleiter Tempel: „Von der Reinigungskraft bis zum Techniker — wer in einem Schwimmbad arbeitet, braucht viele Kompetenzen.“