Humboldt-Schüler lernen durch Graffiti den Wert von Geduld
Sozialarbeiterin und Künstler leiten zu eigenständigem Arbeiten an.
Orken. Iken Vanden ist Schulsozialarbeiterin. Derzeit leitet sie ein Projekt an der Hans-Sachs-Straße; dort wird ein altes Stromhäuschen von Schülern der Wilhelm-von-Humboldt-Gesamtschule neu gestaltet. Für Vanden sind Graffiti eine Ausdrucksweise junger Leute mit künstlerischem Anspruch, eine liebevolle Art, wie sich manches bunter und freundlicher gestalten kann. „Das Projekt ist ein wichtiger Beitrag fürs informelle Lernen“, sagt die gebürtige Niederländerin.
„Die Kinder lernen beispielsweise, geduldig zu sein“, benennt sie einen wesentlichen Beitrag. Es auszuhalten, „dass nicht sofort Action ist, sondern sorgfältig geplant und vorbereitet werden muss“, sei den meisten der zehn jungen Teilnehmer fremd. Das sei schon zum Auftakt klar geworden, als die ersten Skizzen gezeichnet und nach zwei Bleistiftstrichen mit „Nö, das wird nicht gut genug“ entsorgt wurden. „Nur in virtuellen Welten ist immer alles perfekt, in Echtzeit nicht“, sagt Vanden. Und diesen Ratschlag lernen die Schüler anzunehmen.
„Das Leben besteht zum Glück daraus, dazuzulernen“, sagt Vander. Lehrstoff im Unterricht zu erfassen, sei wichtig — informelles Lernen aber der wesentliche pädagogischer Hintergrund der Aktion. Ehe es zusammen mit Graffiti-Star „ami-one“ tatsächlich ans Besprühen der grundierten Trafo-Häuschen geht, werden künstlerische Vorübungen gemacht. Dazu werden Folien wie Leinwände zwischen die Bäume auf dem Schulgelände gespannt.
Joel, Gabriel, Yigithan (alle 11) müssen ihre Konflikte und Frustrationen aushalten — „denn nicht alles lässt sich einfach so sprühen, wie man es sich vorstellt“, sagt Vander. Und da „ami-one“ nicht überall gleichzeitig erklären kann, lernen die Kids voneinander. Mitte Juni soll das Häuschen in neuem Glanz erstrahlen.
Immer mittwochs ab 13 Uhr sind die Nachwuchs-Künstler, bestens geschützt mit Atemmasken und Overalls, mit ihren Ideen und Farbbüchsen unterwegs, um ihr Werk zu vollenden. Und sie werden zum Ende des erstmalig in Grevenbroich durchgeführten Projekts hoffentlich noch etwas anderes erfahren: „Wertschätzung für ihr Werk“, sagt Vanden. von