Bauverein plant bis zu 20 neue Wohnungen im Hochbunker

Der Kölner Architekt Thomas Luczak hat den Umbau zum Mehrfamilienhaus entworfen.

Neuss. Der Neusser Bauverein will in direkter Nachbarschaft zum Hauptbahnhof etwas Stadtreparatur betreiben. Dazu hat das städtische Tochterunternehmen den zum Preis von 230 000 Euro ausgelobten Hochbunker des Bundes an der Adolf-Flecken-Straße erworben, um darin und darauf bis zu 20 neue Wohnungen zu schaffen. „Wir leisten damit einen Beitrag zur Aufwertung des Stadtbildes an markanter Stelle in zentraler Innenstadtlage“, stellt Bauvereins-Vorstand Frank Lubig fest.

Der fensterlose Hochbunker aus dem Jahr 1942 wird dazu zum Mehrfamilienhaus umgebaut und zugleich um drei Stadthäuser mit Dachterrasse und bis zu 145 Quadratmeter Wohnfläche aufgestockt. Die Pläne dafür hat das Kölner Architekturbüro von Thomas Luczak entworfen, das auf derartige Umbauten spezialisiert ist. Weil sich die Planer an die Vorgaben des 1968 gefassten Bebauungsplanes hielten, der maximal vier Vollgeschosse zulässt, hält Luczak einen baldigen Baubeginn für möglich.

Der Bund trennt sich seit einiger Zeit von seinen Schutzbauten. 2013 brachte er über die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben den Hochbunker am Berghäuschensweg auf den Markt, der von der Stadt selbst erworben wurde. Diese wiederum hatte kein Gebot abgegeben, als mit dem Bunker an der Ecke Adolf-Flecken-/Gielenstraße im März der letzte Bunker des Bundes in Neuss zum Kauf angeboten wurde. Das Büro „Architekten Luczak“ hätte selbst Interesse gehabt, als Projektentwickler aufzutreten oder mit einem anderen Investor dieses Koversions-Vorhaben umzusetzen, sagt Inhaber Thomas Luczak.

Letztlich aber erteilte die Bundesanstalt dem Bauverein den Zuschlag für den Bunker, der noch bis zum Jahr 2006 regelmäßig gewartet wurde. Seitdem steht er leer. Die Pläne des Architekten müssen noch mit der Stadt abgestimmt werden. Deshalb kann Luczak noch nichts zur Gestaltung der Fassaden sagen. Nur so viel: Sie solle Wohnlichkeit vermitteln, ohne die Herkunft, also die Bunker-Geschichte, ganz zu verleugnen. Seine Erfahrung zeigt, dass eine Aufwertung eher unansehnlicher Zweckbauten positive Auswirkungen auch auf die direkte Nachbarschaft haben.

Bunker zu Wohnzwecken umzubauen, sei seit einigen Jahren zu erschwinglichen Kosten möglich, erklärt der Architekt. Er setzt dabei auf diamantbesetzte Seilsägen, mit denen er bodentiefe Fenster in die 1,10 Meter starke Betonarmierung des Bunkers schneiden will. Das sei langwierig, sagt Luczak über das Verfahren, schone aber die Statik des Gebäudes — und die Nerven der Nachbarschaft. Die 40 Zentimeter dicken Innenwände, die dem Bunker eine zellenartige Struktur geben, seien sehr solide, aber nicht tragend. So können im Bunker 17 barrierefreie Wohnungen entstehen. „Damit schaffen wir weiteren bezahlbaren Wohnraum“, sagt Bauvereins-Vorstand Lubig. Der Bunker sei ein weiterer Schritt auf dem Weg, bis 2020 mehr als 1000 neue Wohnungen zu errichten.