Beigeordnete Christiane Zangs ist entspannt zwischen Männern
Christiane Zangs ist einzige Frau im Vorstand der Verwaltung.
Neuss. Die Beigeordnete telefoniert. Wie sollen 70 Jungen und Mädchen, die wegen mangelnder Leistungen Realschulen und Gymnasien verlassen müssen, untergebracht werden? Längst hat Christiane Zangs drei Vorschläge an die Bezirksregierung gerichtet, bisher aber keine Antwort. Ein Anruf. Bombenfund an der Hammer Landstraße — kann die Shakespeare-Aufführung im Globe auf 21 Uhr verschoben werden? Ein fast normaler Nachmittag im Dezernat für Schule, Bildung, Kultur. Christiane Zangs leitet es; genau seit zehn Jahren.
Sie ist die einzige Frau in der Verwaltungsspitze, dem Beigeordneten-Kollegium, und die erste, die so lange durchhält. Kurzzeitig gab es eine Kämmerin, die habe wohl das Handtuch geworfen, sagt Christiane Zangs. Das ist ihr Stil nicht. Vor zwei Jahren, als sie mit gerade einer Stimme Mehrheit wiedergewählt wurde, gab es einen Moment des Zögerns. Dann hat sie angenommen.
Womit hat sie die Politik erzürnt? Es gab Gründe, die mit ihr nichts zu tun hatten, so die Machtprobe im Rat um die Zuschnitte der Dezernate, sagt die promovierte Geisteswissenschaftlerin. Es gab aber auch Kritik an Entscheidungen im Schulbereich. Dass Bekenntnisschulen zu Gemeinschaftsschulen umgewandelt wurden, hat man ihr angelastet — obwohl doch der Elternwille ausschlaggebend war, wie sie sagt. Nachgetragen wurde ihr, dass sie Barbara- und Hubertusschule wegen zu geringer Schülerzahl schließen wollte. Hier unterlag sie der Politik.
Heute fällt ihr Resümee positiv aus. „Unsagbar grundlegend und rapide“ habe sich die Schullandschaft geändert, sagt die Wahlbeamtin, die sich als völlig uneitel und im Berufsethos calvinistisch geprägt sieht. Gesamtschulen wurden eingerichtet, der offene Ganztag etabliert, es kam die erste Sekundarschule — gegründet innerhalb von vier Wochen — und ein Jahr darauf die zweite, im Verbund mit einer weiteren Gesamtschule. „Das alles steht und fällt mit dem Engagement der Lehrer und Mitarbeiter“, sagt Zangs.
Das gelte auch für die Institutsleiter und Mitarbeiter im Kulturbereich („tolle Leute, die mit Herzblut arbeiten“). Auch für den Kulturbereich zählt Zangs Erfolge auf , von der Sanierung des Clemens-Sels-Museums, dessen Chefin sie war, bis zum Bau des Romaneums. „Mit den Mitteln, die uns die Politik zur Verfügung stellt, machen wir wirklich sehr viel“, betont die Beigeordnete, die sich im positiven Sinn durchaus für autoritär hält.
Ihr Frauendasein im Männerkollegium sieht sie nach eigenen Worten entspannt. Gewählt ist sie bis 2020. Was will sie bis dahin unbedingt erreichen? Sie drückt es anders aus. Ihr Wunschtraum, sagt sie, sei der Anbau für das Museum. „Aber es ist eben nur Machbares zu machen.“