Shakespeare-Festival: Propeller Company - Zuschauer bejubeln ein Feuerwerk des Chaos
Propeller Company bringt die „Comedy of Errors“ auf die Bühne des Globe
Neuss. „Go as fast as you dare“ — Mach so viel Tempo, wie du dir zutraust -, riet man dem Schauspieler Joseph Chance einmal als Patentrezept für Shakespeare-Stücke. Dass er den Ratschlag furios umsetzt, zeigt er derzeit mit seinen Kollegen von der „Propeller Company“ im Globe-Theater.
Die Briten sind treuen Besuchern des Shakespeare-Festivals längst keine Unbekannten mehr. Nach „Twelveth Night“ im letzten Jahr haben sie diesmal mit „The Comedy of Errors“ (Komödie der Irrungen) das wohl kürzeste, mit Sicherheit aber quirligste Shakespeare-Stück mitgebracht. Es ist ein Frühwerk; vielleicht schon 1598 vom damals 25-Jährigen geschrieben, wird es heute nur noch selten aufgeführt. Dass viele Theaterenthusiasten die rare Gelegenheit, nutzten, zeichnete sich bereits früh in den Vorverkaufszahlen ab. Der erste von drei Neusser Terminen war bereits vor Wochen ausverkauft.
Der Titel des Stücks ist Programm. Irrungen, sprich: Verwechslungen ziehen sich wie ein verhedderter roter Faden durch die Handlung, Die Figuren taumeln von einem grotesken Missverständnis ins nächste - nur die Zuschauer behalten den Überblick.
Kein Wunder, geht es doch um die Zwillingssöhne einer Kaufmannfamilie aus Syrakus und deren Diener, ebenfalls Zwillinge. Bei einem Schiffsunglück werden die Mutter sowie jeweils ein Sohn und ein Diener von den anderen getrennt und gelten als verschollen. Niemand weiß, dass die verlorenen Zwillinge unter den Namen ihrer Brüder in der Gaunerhochburg Ephesus weiterleben. Doch als der Syrakuser Teil der Familie auf der Suche nach dem Verschollenen in Ephesus ankommt, scheint sie jeder zu kennen: Händler wollen ihr Geld, die Ehefrau ruft zum Essen . . . Aus diesem Stoff entzündet Regisseur Edward Hall ein Feuerwerk des Chaos, lässt es immer weiter anschwellen, bis alles doch ein glückliches Ende nimmt.
Gewiss, es ist ein exakt choreografiertes Chaos, das die 14 Schauspieler — ausschließlich Männer — auf die Bühne zaubern. Dass sie das Publikum mit viel Spielfreude und einer hochprofessionellen Vorstellung in ihren Bann zogen, dazu trug auch ihr Gespür für die Slapstick-Qualitäten des Stücks bei wie witzigen und gekonnten Musik-Einlagen. Kein Wunder also, dass das Publikum die Schauspieler mit tosendem Applaus in die Pause entließ. Zum Abschluss gab es noch einmal strahlende Gesichter und den verdienten stehenden Applaus.