Umweltzone: Ab Dienstag ist die Innenstadt grün
Wagen mit gelber Plakette dürfen nicht mehr einfahren. Bußgeld von 80 Euro droht.
Neuss. Alles auf grün in der Neusser Innenstadt: Ab Dienstag, 1. Juli, ist die erweiterte Umweltzone nur noch für Fahrzeuge mit grüner Umweltplakette offen. Wer trotzdem mit „gelb“ einfährt, muss ein Bußgeld von 80 Euro zahlen.
Seit Ende 2009 setzt die Stadt Maßnahmen des Luftreinhalteplans um, seit 2011 existiert in der Innenstadt die Umweltzone, die für Fahrzeuge ohne oder mit roter Plakette tabu ist. Ab Dienstag nächster Woche ist nun auch für Wagen mit gelber Plakette in der Innenstadt (s. Grafik, Bild 2) kein Durchkommen mehr. Neuss ist damit in seiner Umweltzone ausschließlich grün wie auch Düsseldorf, Krefeld, Mönchengladbach, Köln, Bonn und Dinslaken, Langenfeld, Remscheid, die Umweltzone Ruhrgebiet und Wuppertal.
Es geht vor allem darum, die Belastung mit Stickstoffdioxid (NO2) zu senken. Das ist allerdings seit Beginn der Maßnahmen des Luftreinhalteplans nur geringfügig geschehen. Nach wie vor werden die Grenzwerte für die Belastung mit Stickstoffdioxid nicht eingehalten, teilt die Stadt mit. Da der Straßenverkehr als die größte städtische Belastungsquelle ausgemacht ist, erfolgt jetzt die Verschärfung.
Dabei ergibt sich ein Kuriosum, auf das Florian Stein, Technischer Leiter der Verkehrsbetriebe der Stadtwerke, hinweist: Werden „gelbe“ Fahrzeuge jetzt mit Rußfiltern nachgerüstet und erhalten dann die begehrte grüne Plakette, stoßen sie zwar weniger Ruß aus — die Emissionswerte der Stickoxide steigen aber sogar an. „Für das, was in Neuss verhindert werden soll, ist eine solche Umrüstung sogar schädlich“, sagt Stein.
Die Stadtwerke sind dabei, ihren 83 Fahrzeuge umfassenden Bus-Fuhrpark Stück für Stück durch moderne Gelenkbusse zu ersetzen. Gekauft werden Wagen mit Motoren der strengsten Euro-6-Norm, die den Ausstoß von Ruß und Stickoxiden festschreibt. Busse mit roter Plakette gibt es nicht mehr, derzeit fahren noch 17 Wagen mit „gelb“, von denen noch im Sommer neun gegen neue Fahrzeuge ausgetauscht werden. 2016, so erwartet es Florian Stein, könnten alle Busse „grün“ sein. Busse mit gelber Plakette fahren aufgrund eine Ausnahmeregelung, auf die sich der Verband der Verkehrsunternehmen und der Städtetag geeinigt haben. Diese Regelung gilt bis Ende 2017 — soviel Zeit werden die SWN nicht brauchen.
Auf Unmut stößt die Verschärfung der Bestimmungen (nicht nur) in Neuss bei vielen Speditionen und Handwerksbetrieben. Oft hätten gerade kleinere Firmen Fahrzeuge, die lange im Einsatz seien. Umrüstungen träfen den ein oder anderen hart, sagt Kreishandwerksmeister Paul Neukirchen. Problematisch sei die Ausweitung von Umweltzonen und ihre Befahrbarkeit nur noch mit grüner Plakette nicht zuletzt, „weil die Sinnhaftigkeit dieser Zonen doch wohl erkennbar in Frage steht“, so der Chef der Kreishandwerkerschaft. Messungen hätten bisher ja keinen Erfolg gezeigt.