Beschäftigungsquote im Rhein-Kreis auf Rekordhoch
Die Wirtschaft im Rhein-Kreis boomt. Dies bestätigt eine Studie zum Konjunkturklima.
Rhein-Kreis. Rainer Bovelet hat die Hand am Puls der Wirtschaft. „Unsere Unternehmen stehen unter Volldampf“, sagt der Konjunkturforscher, „und der Trend ist intakt und robust.“ Die gute Nachricht haben Bovelet und sein Kollege Chris Proios in ein Zahlwerk gegossen, das sie gestern als Bericht „Mittelstandsbarometer“ zum Geschäfts- und Konjunkturklima für den Rhein-Kreis vorlegten: Das regionale Geschäftsklima kletterte danach im Sommer 2017 mit 138 Punkten zum vierten Mal in Folge auf ein neues Allzeithoch und übertrifft den Bundeswert nochmals deutlich.
Das ließ gestern auch die drei Auftraggeber — Creditreform, Rhein-Kreis und Sparkasse Neuss — strahlen. „Derzeit bewerten zwei von drei Unternehmen im Kreisgebiet ihre aktuelle und künftige Auftragslage mit einer sehr guten oder guten Schulnote“, sagt Edgar Roumen, Geschäftsleitung Creditreform Düsseldorf / Neuss. Dass die Studienergebnisse auf hohem Niveau noch einmal gesteigert werden konnten, dokumentiert für Landrat Hans-Jürgen Petrauschke eine Erfolgsgeschichte, die in Fakten zu erzählen sei: Mit 142 683 Menschen sind so viele Menschen kreisweit sozialversicherungspflichtig beschäftigt wie noch nie. Die Kaufkraft liegt mit 113 Prozentpunkten über dem bundesweiten Mittelwert, die Auftragslage ist auf einem Höchststand, die Insolvenzen und Insolvenzgefährdungen sind rückläufig, die Zahlungsmoral verbessert sich. Aus Praxissicht stimmte Sparkassen-Vorstand Volker Gärtner den Zahlen der Erhebung zu. Auch die Sparkasse registriere derzeit, dass „Geschäftskundenkredite überdurchschnittlich steigen“. Das gute Klima führe zu guten Kreditquoten.
Bereits zum zehnten Mal spiegelt das „Mittelstandbarometer“ das Geschäfts- und Konjunkturklima im Kreis wider. Lob kommt von der Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittlerer Niederrhein. Die Studie ergänze, so IHK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Steinmetz, die bekannten Ergebnisse um Hinweise zur kommunalen Wirtschaftsförderung und zur Situation in den acht Städten und Gemeinen des Rhein-Kreises Neuss. „Das Mittelstandsbarometer bestätigt unsere Ergebnisse aus den Konjunkturumfragen, beispielsweise zur Geschäftslage, den Erwartungen der Unternehmen und zum Fachkräftebedarf.“
Mit dem Stichwort Fachkräftemangel, einem Sonderthema der diesjährigen Untersuchung, nennt Steinmatz eine der großen Herausforderungen, die trotz guter Zahlen nicht zu übersehen sind. Neben den unkalkulierbaren geopolitischen Konstellationen von Nordkorea bis zur Türkei, gewinnt das Thema Akquisition von Fachkräften weiter an Bedeutung. Jedes zweite Unternehmen beklagt laut „Mittelstandsbarometer“, dass der Mangel an qualifizierten Mitarbeitern die Wachstums- und Entwicklungschancen des eigenen Betriebs behindert.
Kreisdirektor Dirk Brügge forderte als Sozialdezernent die Jobcenter auf, den Arbeitsmarkt mit „mehr Dynamik“ zu beackern. Zu viele Stellen seien unbesetzt, obwohl die Arbeitslosenquote im Rhein-Kreis zuletzt von 5,6 auf 5,9 Prozent gestiegen sei.