„Kleiner Räuber“ immer dreister

Der Unbekannte hat am Samstag erneut zugeschlagen. Und das zum zweiten Mal am selben Ort. Zudem wurde am Tatort ein zweiter, ebenfalls sehr kleiner Mann gesehen.

Foto: Tinter

Dormagen. Vermummt, schwarz gekleidet, halb humpelnd, halb hüpfend und mit einem Messer in der Hand betritt ein kleiner Mann am vergangenen Donnerstagabend gegen 20.30 Uhr das Sonnenstudio ÉTÉSon an der Hamburger Straße im Gewerbegebiet Top-West. Das zeigen die Videoaufnahmen einer Überwachungskamera im Studio. Er fordert Geld von der 18 Jahre alten Angestellten, die zu diesem Zeitpunkt allein in dem Ladenlokal ist. Mit 290 Euro kann er fliehen. Eine sofort von der Polizei eingeleitete Fahndung bleibt erfolglos.

Foto: Tinter

Keine 48 Stunden später, am Samstag, wiederholt sich die Szene — fast. Denn dieses Mal ist es 15 Uhr, und eine andere Angestellte ist nicht allein. Es sind auch Kunden da, allerdings in den Kabinen. Gestern Nachmittag hatte die Frau wieder Dienst. „Ich bin ziemlich nervös“, sagte sie. Dabei hatte sie am Samstag, als der vermummte, ebenfalls 1,60 bis 1,65 kleine Mann wieder Geld verlangte, ihm einen 50- und einen 20-Euro-Schein in das maskierte Gesicht geworfen. Als der Täter sich danach bückte, sei gerade eine Kundin aus einer Kabine gekommen und habe ihm einen Kosmetikartikel an den Kopf geworfen. Zwei weitere Kundinnen hätten wegen des Geschreis ihre Kabinen erst gar nicht verlassen. Mit 20 Euro sei der Täter letztlich geflohen.

Kurze Zeit später hat der Betreiber des Sonnenstudios einen jungen, kleinen Mann nur wenige Meter vom Studio entfernt gesehen, als er nichts ahnend mit seinem Wagen auf dem Weg zu dem Ladenlokal war. „Ich sah, wie er versuchte, ein Messer zu verstauen“, erzählt er. Daraufhin habe er angehalten, sei auf ihn zugegangen und habe ihn gefragt, was er mit dem Messer mache. „In diesem Moment ist ein zweiter junger Mann dazugekommen — ebenfalls recht klein, aber schmächtig.“ Die beiden flohen, doch der Besitzer des Sonnenstudios schaffte es, dem Kräftigeren Jacke, Kappe und einen Schal zu entreißen. Diese Beweisstücke seien jetzt bei der Polizei, sagt er. Das bestätigte Polizeisprecherin Diane Drawe nicht, den zweiten Überfall wohl. Ebenso bestätigte sie nicht, dass die Polizei nun nach zwei Tätern suche.

Der Sonnenstudio-Besitzer, der den mutmaßlichen Täter unmaskiert gesehen hat, beschreibt ihn als sehr jung, 17 oder 18 Jahre, klein, kräftig, dunkelhaarig und mit einem Vollbart. Er habe noch versucht, die beiden Flüchtenden quer durch das Gewerbegebiet mit seinem Wagen zu verfolgen, habe sie jedoch aus den Augen verloren. „Ich bin so wütend“, sagt er. „Bald möchte keiner mehr hier arbeiten.“ Er ist fassungslos über die Dreistigkeit, in zwei Tagen gleich zwei Mal in sein Geschäft zu kommen, seine Angestellten zu bedrohen und Geld zu verlangen. Klein, also 1,60 bis 1,65 Meter groß, hatten auch die Angestellten der Bäckerei in Rheinfeld, die am Samstagmorgen gegen 7 Uhr überfallen worden war, den Mann beschrieben, der sie nicht nur mit einem Messer, sondern auch mit einer Pistole bedroht hatte. Und: Er sei sehr dünn gewesen.

Die Ermittlungen der Polizei laufen auf Hochtouren Und noch einmal rät Diane Drawe jedem, der sich plötzlich in solch einer Situation befindet, nicht den Helden zu spielen, sondern auf die Forderungen einzugehen. Im Sonnenstudio ÉTÉSon lief der Betrieb gestern so normal wie möglich weiter. „Ich hoffe, die Polizei findet den oder die Täter möglichst bald“, sagt der Betreiber. Und seine Angestellte betont: „Das möchte ich nicht noch einmal erleben. Ich arbeite hier seit zwölf Jahren und habe mich immer sicher gefühlt.“ In Dormagen gibt es insgesamt drei Sonnenstudios des Unternehmens, ein zweites in der Innenstadt, ein drittes in Nievenheim.