Bio-Branche bietet Karrierechancen
NRW-Landwirtschaftsminister Johannes Remmel besuchte den Lammertzhof, um sich über die Ausbildungssituation zu informieren.
Büttgen. Es war nicht sein erster Besuch auf dem Biohof von Petra Graute-Hannen und Heiner Hannen: Vor zwei Jahren war NRW-Landwirtschaftsminister Johannes Remmel schon einmal zu Gast auf dem Lammertzhof, der zu den Pionieren des ökologischen Landbaus zählt. Gestern war er wieder da — im Vorfeld der Aktionstage Ökolandbau NRW. Sein Thema diesmal: Job- und Ausbildungsperspektiven im nordrhein-westfälischen Ökolandbau NRW. Die sind offenbar so gut, dass die Branche schon Probleme hat, ausreichend qualifiziertes Personal zu bekommen, wie Heinz-Josef Thuneke, Vorsitzender der Landesvereinigung Ökologischer Landbau NRW, ausführte.
Heiner Hannen, Landwirt
Der Trend zu regional und biologisch erzeugten Lebensmitteln scheint ungebrochen. Allein 2015 stieg der Umsatz mit biologisch erzeugten Lebensmitteln auf mehr als 8,6 Milliarden Euro. Remmel spricht von jährlichen Wachstumsraten zwischen fünf und zehn Prozent. „Das sind erfreuliche Nachrichten für den ökologischen Landbau und NRW — allerdings mit den erwähnten Wolken am Horizont, was die Verfügbarkeit von qualifiziertem Personal angeht“, sagt er.
Das trifft auch auf den Betrieb von Familie Hannen zu: Der Lammertzhof, der 1989 auf ökologischen Landbau umstellte, beschäftigt aktuell 50 Mitarbeiter — ist aber permanent auf der Suche nach weiteren geeigneten Kandidaten. Darum engagiert sich Landwirt Heiner Hannen in der Ausbildung, derzeit etwa absolviert der Neusser Nils Bödecker eine Lehre zum Gartenbauwerker. „In den vergangenen 25 Jahren haben wir rund 45 junge Leute ausgebildet“, fasst Hannen zusammen, „zehn sind heute Betriebsleiter, drei in leitenden Funktionen in landwirtschaftsnahen Bereichen.“ Neuerdings bietet das Unternehmen im Hofmarkt auch eine Ausbildung im Einzelhandel an. Zudem ermöglicht Hannen seit 15 Jahren jungen Menschen ein Freiwilliges Ökologisches Jahr (FÖJ), das bei einer berufsverwandten Ausbildung sogar nachträglich als Lehrjahr angerechnet werden kann.
Seit vier Wochen absolvieren die Abiturienten Lisa Jaspers und Peter Thomas ein FÖJ auf dem Lammertzhof, um in die Landwirtschaft hineinzuschnuppern und sich vielleicht über ein künftiges Studienfach klar zu werden. Ein FÖJ auf einem Biohof-Bauernhof — was bedeutet das eigentlich? „Erst einmal: früh aufstehen“, sagt der Peter Thomas. Gelächter. Remmel lässt sich derweil von Lisa Jaspers die Funktionsweise des Häckslers erklären, der an dem Traktor hängt, den die junge Frau souverän über das Feld steuert. Der Minister begrüßt die große Zahl der Betriebe, die in der Bio-Branche Ausbildungs- und Praktikumsplätze anbieten: „Junge Menschen, die sich aus persönlichen oder gesellschaftlichen Gründen im Bio-Bereich engagieren möchten, finden so einen guten Einstieg in einen anerkannt nachhaltigen und zukunftsorientierten Job.“