Braucht die Marienkirche Kameras gegen Vandalismus?
Ein Aushang prangert Schäden in der Kirche an. Nun ist eine Überwachungskamera im Gespräch — die gibt es anderswo bereits.
Neuss. Versuchte Brandstiftung, Vandalismus, Diebstahl — immer wieder werden Kirchen in Neuss zum Schauplatz von Verbrechen. In diesen Tagen sorgt ein Aushang an der Marienkirche für Aufsehen. „In jüngster Zeit erleben wir zunehmend Vandalismus in unserer Kirche bis hinein in den Altarraum“, steht dort unter anderem. Wie Pastor Wilfried Korfmacher erklärt, hätten Unbekannte im Altarraum Weihrauchkohle verstreut, darüber hinaus seien Kerzen umgelegt und eine Altardecke entfernt worden. „Das ist Übermut von Menschen, die mit Kirche nichts zu tun haben“, mutmaßt Korfmacher. Zur Anzeige gebracht hat er die Tat jedoch nicht.
Noch sind viele Kirchen auch außerhalb der Gottesdienstzeiten geöffnet. Das soll laut Thomas Kaumanns, Vorstandsmitglied des Kreiskatholikenrates, so bleiben: „Offene Kirchen sind ein Muss. Bei einer Schließung ginge ein ganz wichtiger Bezugspunkt für viele Menschen verloren.“ Vandalismus in Gotteshäusern sei ein „Dauerthema“. Auch darum spricht Kaumanns sich für den Einsatz von Überwachungskameras in Neusser Kirchen aus: „Ich halte das für eine legitime Möglichkeit.“
Die Kirchengemeinde St. Cornelius Erfttal sah sich vor kurzem bereits gezwungen, solche Maßnahmen zu ergreifen — und hat in der Tageskapelle eine Überwachungskamera installieren lassen. Die Verantwortlichen reagierten damit auf einen Diebstahl. Doch auch die neue Kamera schreckt Täter nicht ab. Denn wie Heinz Helpenstein vom Kirchenvorstand mitteilte, sei es vor einigen Tagen zu einer versuchten Brandstiftung in der Tageskapelle gekommen. Auf den Video-Aufzeichnungen sei zu sehen, wie Männer mit Kapuzen versuchten, den Schriftenstand anzuzünden. Außerhalb der Gottesdienstzeiten habe die Erfttaler Kirche nicht mehr geöffnet, sondern lediglich die Tageskapelle.
Die katholischen Kirchen in der Neusser Nordstadt bleiben von Vandalismus weitgehend verschont, wie der Leitende Pfarrer Hans-Günther Korr erklärt. Hauptgrund dürfte jedoch sein, dass alle vier Kirchen zwar geöffnet sind, durch Gitter oder Panzerglas haben Randalierer aber auch keine Chance, den Kircheninnenraum erst zu treten.
Derartige Vorkehrungen sind für die Marienkirche noch nicht im Gespräch. Doch Probleme, vor allem rund um das Gebäude, beschäftigen Anwohner, die sich vor rund anderthalb Jahren zu einer Nachbarschaftsinitiative zusammentaten und einen Brief an Bürgermeister Reiner Breuer schickten, in dem sie „unhaltbare Zustände“ in dem Viertel monierten. Eine offene Drogenszene hätte sich dort etabliert. Der daraufhin einberufene Runde Tisch — mit dabei sind unter anderem Vertreter von Polizei, Verwaltung Sozialverbänden und Kirche — trifft sich heute bereits zum dritten Mal. Auch die jüngsten Ereignisse in der Kirche dürften im Pfarrsaal des Marienhauses zur Sprache kommen.