Büdchen in Gnadental wird wiederbelebt

Anna Müller (29) führt an der Kölner Straße ab sofort eine Mischung aus Kiosk und Café.

Foto: woi

Gnadental. Am ersten Tag hat Anna Müller mit einigen „Kinderkrankheiten“ zu kämpfen: Die elektronische Kasse muss noch angeschlossen werden, die Eismaschine ist noch nicht da, und die Kaffeemaschine — ein italienisches Siebträger-Modell — macht Mucken. „Ich muss sofort den Kaffeehändler meines Vertrauens anrufen“, sagt Müller leicht nervös. Und schenkt als Ersatz normalen Filterkaffee aus — an dem es nichts auszusetzen gibt.

„Kleine Pause“ heißt die Mischung aus Kiosk und Café, die die 29-Jährige ab sofort leitet. Nach Jahren des Leerstands gibt es damit an der Ecke Kölner Straße/Grimlinghauserbrücke (schräg gegenüber dem Restaurant „Kolossos“) wieder ein Büdchen. Selbst ältere Gnadentaler können sich an kein anderes Geschäft erinnern, als an einen Verkauf von Süßigkeiten, Zeitschriften, Tabak und Alkoholika. Es war stets Anlaufstelle und Treffpunkt für Jung und Alt aus dem Viertel rund um den Sporthafen und den östlichsten Teil des Nixhütter Wegs. Doch auch Besucher aus anderen Gegenden schätzten die Einkaufsmöglichkeit auf kleinstem Raum. So kam es in der Vergangenheit vor, dass sich junge Frauen und Männer vor Partys im nahen Ruderverein unter dem kleinen Vordach „stärkten“.

Das Vordach ist weg, dafür hat die „Kleine Pause“ nun eine breite Glasfront zu der kleinen Straße hin, die in Richtung Erftmündung führt. Dort lässt es sich an vier Tischen und auf zwölf Stühlen vergleichsweise lauschig sitzen, während auf der Kölner Straße unablässig der Verkehr zwischen Gnadental und Grimlinghausen rauscht. Da Sitzplätze vorhanden sind, gibt es auch Toiletten.

Im Nachhinein ist es erstaunlich, dass die Ecke derart lange „tot“ war. Denn die Lage an diesem Verkehrsknotenpunkt, mit Bushaltestelle gleich nebenan, scheint ideal. Bereits wenige Stunden, nachdem die junge Geschäftsführerin zum ersten Mal überhaupt die Ladentür für Kundschaft aufgeschlossen hat, geht es Schlag auf Schlag. Es kommen nicht nur Freunde mit kleinen Geschenken zur Eröffnung, sondern auch schon die ersten „richtigen“ Käufer. Lauf- beziehungsweise Fahrkundschaft, die kurz mal anhält, um sich ein Brötchen schmieren zu lassen oder einen Kaffee zu bestellen. Die Backwaren liefert Tockloth aus Kaarst, dazu gehören auch Kuchen und Teilchen. Eine Frau kommt mit einem verschnürten Paket herein: „Einmal ein kleines Retürchen“, sagt sie und meint eine Rücksendung via Hermes. Der Kiosk dient als Paket-Shop für das Logistikunternehmen.

Die Immobilie an der Kölner Straße ist gemietet, Anna Müller führt die Geschäfte für den Café-Kiosk-Inhaber. Unterstützung bekommt sie von drei weiteren Mitarbeiterinnen. Für die Ur-Neusserin ist die neue Aufgabe mit einer Rückkehr in ihre Heimatstadt verbunden. „Davor habe ich drei Jahre in Mönchengladbach gelebt“, erzählt sie. Jetzt wohnt sie direkt über der „Kleinen Pause“. Wie es sich für ein richtiges Büdchen gehört, setzen Anna Müller und ihr Team auf lange Öffnungszeiten: Von April bis Ende September steht die Tür von 6 bis 22 Uhr offen. In den anderen Monaten ist um 20 Uhr Schluss.