Camping-Mord: Verdächtige aus Neuss

Die 51-Jährige soll gemeinsam mit ihrem Sohn und zwei Mönchengladbachern ihren Lebensgefährten getötet haben.

Foto: Günter Jungmann

Neuss/Niederkrüchten. Der Mord auf dem Campingplatz in Niederkrüchten ist offenbar geklärt. Vier Menschen sollen ihn begangen haben — darunter die Lebensgefährtin des Opfers, eine Neusserin und ihr 20-jähriger Sohn. Unterstützung sollen zwei junge Männer aus Mönchengladbach geleistet haben. Die Geschichte dahinter „hätte kein Drehbuchautor erfinden können“, sagte Ingo Thiel, Leiter der Mordkommission, der durch die Aufklärung des Mordes am zehn Jahre alten Mirco (2010) bundesweiten Bekanntheitsgrad erlangte.

Am 18. Januar fand die Polizei einen 54-jährigen Viersener tot in seinem Wohnwagen auf dem Campingforst am Laarer See. Der Mann hatte zahlreiche Verletzungen. Die Tür des Wohnwagens war aufgebrochen, einige Gegenstände daraus fehlten. Die Mordkommission — zeitweise bis zu 40 Ermittler und Wissenschaftler — begann mit der Spurensuche, bei der Taucher, Hubschrauber und Spürhunde zum Einsatz kamen. Die Ermittler trafen sich mit Profilern, führten stundenlange Vernehmungen. Heraus kam: Die Neusserin (51) fühlte sich schon lange nicht mehr wohl in der Beziehung mit dem Viersener, der „speziell und besitzergreifend“ gewesen sein soll. Ihr Sohn bot Hilfe an. Beide sollen kurz darauf den Plan gefasst haben, den Lebensgefährten aus dem Weg zu räumen. Und sie sollen zwei Auftragsmörder angeheuert haben.

Ein Haftrichter schickte bereits Mitte März Mutter und Sohn wegen Mordes in Untersuchtungshaft. Am vergangenen Mittwochmorgen hatte die Polizei in Mönchengladbach dann die zwei Männer festgenommen. Die Ermittler sind davon überzeugt, dass die 23-Jährigen mit den beiden Neussern den Lebensgefährten der Frau ermordet haben.

Die Neusserin, die seit knapp 20 Jahren an der Gladbacher Straße in der Nordstadt wohnt und von Nachbarn als „unauffällig“ beschrieben wird, führte seit etwa einem Jahr eine Beziehung mit dem späteren Mordopfer. Im Herbst 2017 pachteten sie eine Parzelle auf dem Campingforst am Laarer See. Ihre Wohnungen in Neuss und Viersen behielten sie — der Wohnwagen diente dazu, ihre Beziehung auszuleben, wie Thiel es formulierte.

In der Beziehung fühlte sich die 51-Jährige, die einen Aushilfsjob hatte, offenbar stark eingeengt. Auch körperliche Gewalt habe es gegeben. „Letztlich sah sie für sich keinen anderen Ausweg mehr, sich aus dieser Beziehung zu befreien“, so Thiel, als den Tod des Partners zu planen. Nach Erkenntnissen der Ermittler verging etwa eine Woche zwischen Planung und Ausführung der Tat. Am Abend des 18. Januar alarmierte die Neusserin über Notruf die Polizei: Sie habe ihren Lebensgefährten tot im Wohnwagen gefunden. „Das sah aus wie eine Inszenierung, nicht wie ein klassischer Raubüberfall“, sagt er.

Mit Hundeführern und Tauchern kamen die Ermittler weiter. Leichenspürhund „Miss Marple“, trainiert darauf, menschliches Blut zu erschnüffeln, fand im Wäldchen neben der Parzelle des Opfers einen Pflasterstein.

Harald Schneider, führender Experte für DNA-Analyse beim Landeskriminalamt in Wiesbaden, konnte an dem Pflasterstein Hautschuppen des Opfers und der Neusserin nachweisen. Ein Polizeitaucher förderte im Laarer See das Handy des Vierseners zutage. Dieses habe einen Kontakt enthalten, den die Lebensgefährtin fingiert habe, berichtete Thiel. Mit Hilfe von Profilern entwickelten die Ermittler ein Bewegungsbild der Täter, ehe es zu den Festnahmen von Mutter und Sohn kam.

Die Mönchengladbacher sind nach Polizeiangaben bislang nicht auffällig geworden. Beide hatten nach dem Abitur eine Ausbildung begonnen — der eine als Einzelhandelskaufmann, der andere als Maurer wie der 20-jährige Sohn der Neusserin. Beide seien zur Tat angestiftet worden und hätten „das Angebot angenommen, ein bisschen Geld zu bekommen“. Dabei sei es nicht nur darum gegangen, dem Mann einen Denkzettel zu verpassen. „Der sollte nicht mehr aufstehen“, so Thiel. „Es war klar, dass am Ende der Tod steht.“